„Der Irrsinn“ löst Auktionsfieber aus

Eine fesselnde Arbeit von Albert Birkle aus dem Jahre 1925 wurde zum Star des außerordentlich erfolgreichen Evening Sale am 6. Juni 2023 im Kunsthaus Lempertz. Die 63,5 x 57,5 große Leinwand „Der Irrsinn“ (Lot.29) gibt in altmeisterlicher Präzision ein ganz besonderes Beispiel eines Memento Mori, in dem ein Mann mit schreckensgeweiteten Augen rücklings von einem grünlich schimmernden Skelett umklammert wird. Zusammen mit „Der letzte Kavalier“, das sich heute im Salzburg Museum befindet, schuf der Maler seine moderne Interpretation eines Totentanz. Nach dem Aufruf bei 36.000 Euro entfachte sich ein packender Bieterwettstreit, den schließlich ein rheinischer Sammler gegen Mittbewerber aus dem In- und Ausland für sich entscheiden konnte. Das Ergebnis von 900.000 Euro markiert den neuen Auktionsrekord für ein Werk von Albert Birkle. Auch die bisherige Höchstmarke war bei Lempertz aufgestellt worden, als „Der Bahnwärter“ das Ergebnis von 824.000 Euro erzielte.

Spektakulär entwickelten sich auch die Gebote für eine „Eidechse“ (Lot 42) von Heinrich Campendonk. Das Hinterglasbild befand sich ehedem in der Sammlung von Stefan Waetzoldt, dem späteren Generaldirektor der Staatlichen Museen (Preußischer Kulturbesitz) und anschließend in der berühmten Galerie Rosen, die nach dem Krieg den Kunsthandel in West-Berlin wieder aufleben ließ. Statt der geschätzten 40.000 Euro erzielte das Werk ein Ergebnis von 352.800 Euro.

Werke von Séraphine Louis gelangen selten auf den Auktionsmarkt. Ihre „Marguerites“ (Lot 81) konnten ihre Taxe im Bietergefecht von 13 Telefonen auf das Zehnfache steigern und erzielten 189.000 Euro. Starkes Interesse sorgte auch bei einer Reihe von Arbeiten auf Papier mit maritimen Motiven von Lyonel Feininger für teilweise sechsstellige Ergebnisse. Die Werke stammen aus der Sammlung des Düsseldorfer Architekten Walter Brune. Die Arbeit „Zwei Frauen“ (Lot 31), Pastell und Kohle auf Papier, von Ernst Ludwig Kirchner erlöste 504.000 Euro, ebenso wie die „Zinnien“ (Lot 24) von Lovis Corinth. Über die halbe Million stieg auch eine 170x170cm große Leinwand „Linien Nr. 235“ (Lot 19) von Zdeněk Sýkora mit dem Ergebnis von 541.800 Euro.

Die Versteigerung des „Selbstbildnis, liegend“ von Hermann Max Pechstein aus dem Jahre 1909, einem Schlüsselwerk seiner Karriere und des Expressionismus, verschiebt sich auf den Herbst. In Vorbereitung des Kataloges hatte das Kunsthaus Lempertz ausführliche Recherchen in alle Richtungen durchgeführt. Museen und Sammler waren an diesem bedeutenden Werk interessiert. Am geplanten Tag der Auktion wurde es ohne Rücksprache und offenbar ohne weitere Recherche in die Lost Art Datenbank eingesetzt. Zusammen mit den Erben war bereits eine faire und einvernehmliche Lösung gefunden worden. Um die Unbedenklichkeit des „Selbstbildnis, liegend“ nochmals angemessen zu kommunizieren, ist der Aufruf in die Auktion im Herbst verschoben.

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Jan Bykowski
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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