Manufaktur im Wandel

Interview mit Matthias Dotschko - Bereichsleiter Malerei bei der KPM

Wie wird man Porzellanmaler und warum sind Sie es geworden?

MD: Man sollte Interesse am Zeichnen und Malen haben und ein Mindestmaß an Talent mitbringen. Räumliches Sehen und ein gesundes Gefühl für Formen und Farben sind eine Grundvoraussetzung. Dann kann man sich bei einer der Manufakturen bewerben und absolviert eine Ausbildungszeit von 3,5 Jahren. Ich wollte eigentlich Restaurator in meiner Heimat in der Oberlausitz werden, entdeckte dann aber die Meissner Porzellanmanufaktur und da war es um mich geschehen.

Wie viele Maler beschäftigt die Manufaktur heute?

MD: 218 Kolleg*innen.

Wie viele Mitarbeiter waren im 18. und 19. Jahrhundert in der Malerei beschäftigt?

MD: 52, davon 26 Malerlehrlinge/Gesellen/Vergolder.

Welche Techniken sind seither dazugekommen?

MD: Reliefgold, Kunstglasuren, Pâte-sur-pâte-Malerei, erweiterte Unterglasurmalerei, Weichmalerei, Email-Verzierungen, Lüsterdekore, Craquelé, Spritztechniken, -dekore, Lithophanien, Segerporzellane, Seladon-Festrand.

Gibt es Dinge, die heute nicht mehr produziert werden können?

MD: Die KPM hatte und hat auch aktuell ein experimentierfreudiges Labor. In diesem werden alte Techniken gepflegt und neue ausprobiert. Es gibt nichts, was nicht produziert werden könnte, allerdings ist es eine Frage des Marktes und der Kundennachfrage, ob etwas oder ob etwas nicht produziert wird. 

Haben sich die Farbrezepte heute seit dem 19. Jahrhundert sehr verändert?

MD: Die Farbmischungen sind zum Teil immer noch identisch, allerdings mussten im letzten Jahrzehnt die Schadstoffe, wie z.B. Blei oder Uran entfernt werden.

Was fasziniert Sie an der Arbeit Ihrer Vorgänger besonders?

MD: Mit jedem Jahr, welche die KPM weiter produziert und neue Dinge entwickelt und entwirft, kommen ganz wunderbare Stücke und Dekore hinzu. Daran mitzuwirken und in die kunsthandwerkliche Geschichte des Hauses einzutauchen und in den Archiven zu stöbern und sich in unterschiedlichen Sammlungen umzusehen und inspirieren zu lassen, ist ein großes Glück und macht die Faszination aus.

Welches Lot aus der Preußen-Auktion ist Ihr Lieblingsstück und warum?

MD: Die Nuptialvase gefällt mir ganz besonders, da sie eine klassische Eleganz besitzt und zugleich edel dekoriert ist.