Porzellan und Absolutismus
Die bekannte Zepter-Marke der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin (KPM) ist das Markenzeichen der zweiten königlichen Gründung im deutschsprachigen Raum. 1763 erwarb König Friedrich II. die Porzellanmanufaktur vom insolventen Kaufmann Johann Ernst Gotzkowsky. Aufgewachsen mit den umfangreichen Porzellansammlungen der Hohenzollern-Schlösser, hatte Friedrich seit seiner Kindheit seine Passion für Porzellan kultiviert. Nun bot sich ihm die Möglichkeit, seine Selbstdarstellung auch in Porzellanschöpfungen zu manifestieren.
Über 20 Service mit vielen hundert Einzelteilen und prächtigen Tafelaufsätzen gab Friedrich nur für seine eigenen Schlösser, seine eigene Nutzung in Auftrag. Dazu kommen viele Dutzend diplomatischer Geschenke – alle erzielen im Kunsthandel stets Spitzenpreise. Als Gastgeschenken des Preußenkönigs gelangten die Produkte der KPM an Fürstenhöfe in ganz Europa. Er beaufsichtigte nicht nur persönlich die Manufaktur und die Produktion, sondern trug maßgeblich zur Gestaltung und zur unverwechselbaren Formensprache der KPM bei. Der makellose, stets gleichmäßig weiße Scherben und die Perfektion von Form und Dekor stehen sinnbildlich für den „perfekten“ Staat, das Preußentum.



(...) WeiterlesenEpochen und Stile
Friedrich Wilhelm II. trieb das Wachstum der KPM als Nachfolger Friedrichs II. ebenso entschlossen voran. Sein Interesse galt insbesondere der Porzellanplastik, für die Johann Gottfried Schadows berühmte Prinzessinnengruppe von 1796 nur ein Beispiel ist. Klassizistische Formen, inspiriert von der griechischen Antike, hielten in der KPM Einzug. Die Former und Maler der Manufaktur nahmen an Lehrveranstaltungen der Akademie der Künste teil und erhielten so eine exzellente künstlerische Ausbildung.
Analog zu den französischen Stilfolgen etablierte sich auch am preußischen Hof mit jeder neuen Generation ein Geschmackswandel, auf den die KPM mit neuen, eigenen und identifizierbaren Modellen reagierte.
Um 1800 begann die KPM eine der spektakulärsten Dekorschöpfungen auf Porzellan zu realisieren: die Malerei von Mikromosaiken nach römischen Vorlagen. Sie gelangte auf diesem Gebiet zu einer beeindruckenden Meisterschaft, die von den „konkurrierenden“ Unternehmen in Sèvres und Wien nicht erreicht wurde.



Nach dem Sieg über Napoleon und unter dem jungen König Friedrich Wilhelm III. begann die Glanzzeit der KPM mit den Feldherrenservicen und den großen königlichen Geschenken. Paradigmatisch dafür stehen die prachtvollen Münchner Vasen.



Die Vase "Münchner Form" wurde von Friedrich Gärtner 1822, im Jahr seiner Ernennung zum künstlerischen Leiter, für die Nymphenburger Manufaktur entworfen. Sie war geplant als Geburtstagsgeschenk für König Max I. von Bayern, wurde mit zwei Bügelhenkeln im Schulterbereich und Dekor im Stil eines antiken Reliefs im selben Jahr ausgeführt. Nach Berlin kam diese Vasenform als Geschenk des Münchner Hofs zur Hochzeit des Kronprinzen Friedrich Wilhelm mit der bayerischen Prinzessin Elisabeth Ludovika 1823. Sie wurde ab 1826 von der KPM übernommen und in vier unterschiedlichen Größen ausschließlich für den König als diplomatische oder familiäre Gabe produziert.
Die zahlreichen großen Vasen mit Panoramen und Ansichten von Gebäuden dokumentieren den Stolz auf die blühende Hauptstadt. Die Maler der KPM konnten durch die geschickte Wahl von Blickwinkeln, Sichtachsen und Tiefenperspektiven detailreiche Stadtansichten und ganze Landschaften auf Vasenkörper bannen – in einer Präzision, die zu dieser Zeit in Europa einzigartig war.



Die Weichmalerei: ein ästhetisches Charakteristikum
Ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert entwickelte die KPM als gestalterisches Charakteristikum die Weichmalerei. Häufig wurden dabei Blumenarrangements vor diffusem Hintergrund dargestellt, weshalb Zeitgenossen von der „Neuberliner Blumenmalerei“ sprachen. Die reiche Farbpalette mit feinen Abstufungen und Farbübergängen kennzeichnet die Weichmalerei. In der Regel wurde sie als Zwischenglasurmalerei ausgeführt, was die Konturenunschärfe weiter begünstigte.
Bei der Entwicklung der Weichmalerei spielten vermutlich die Erkenntnisse der Versuchsanstalt 1878 eine Rolle, dem keramischen Forschungsinstitut, angegliedert an die KPM. Die Ästhetik der frühen Fotografien kann ebenfalls eine Inspiration gewesen sein. Der künstlerische Direktor Alexander Kips führte die Manufaktur stilistisch in den Neorokoko und trieb die Weichmalerei gegen den Widerstand des Manufakturdirektors voran.


Die KPM im 20. Jahrhundert
Kips‘ Nachfolger Theo Schmuz-Baudiss bleibt vor allem für seine farbige Unterglasurmalerei und für den zeitlosen Entwurf des Ceres-Services in Erinnerung. Der ab 1904 entstandene berühmte Hochzeitszug von Adolph Amberg gehört nach wie vor zu den beliebtesten Entwürfen der Manufaktur. Lempertz erzielte für die frühen Ausformungen allzeit Bestpreise.



Wegen des veränderten Bedarfs verlagerte die KPM den Schwerpunkt nach Ende des Ersten Weltkriegs hin zu technischen Porzellanen. Die wenigen künstlerischen Entwürfe fertigte Schmuz-Baudiss selbst oder ein angestellter Künstler der Manufaktur an. Nach dem Zweiten Weltkrieg schaffte die KPM schnell wieder den Anschluss an die internationale Moderne. Entwerfer wie Trude Petri, Siegmund Schütz und Hubert Griemert prägten das Bild einer progressiven zeitgenössischen KPM. Ab 1955 fungierte die KPM wieder als Staatsbetrieb. Exzellente Qualität und namenhafte Entwerfer sicherten auch in den folgenden Jahrzehnten den wirtschaftlichen Erfolg und das Renommée des Unternehmens. Bei Empfängen des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue wird noch heute das Rocaille-Service gedeckt.
Porzellan verkaufen bei Lempertz
Das Kunsthaus Lempertz konnte sich in den letzten Jahren als wichtigster Handelsplatz für europäische Porzellane positionieren. Insbesondere Objekte des 18. Jahrhunderts, aus der frühen Zeit der europäischen Porzellane, finden sich regelmäßig in unseren Auktionen. Vorrangig bei den Berliner Auktionen des Kunsthauses Lempertz sind historische Stücke der KPM in großer Zahl bis zur Epoche der Kaiserzeit aber auch der Nachkriegsmoderne vertreten. Treten Sie für eine unverbindliche Schätzung gern an unsere Abteilung Kunstgewerbe heran oder an das Kunsthaus Lempertz Berlin.
Königliche Porzellanmanufaktur Berlin KPM - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: