Henri Emilien Rousseau

Henri Emilien Rousseau wurde am 17. Dezember 1875 in Kairo geboren. Er war das älteste von insgesamt neun Kindern des französischen Ingenieurs Léon Rousseau (1840–1911), der zunächst am Bau des Suezkanals beteiligt war, ehe er 1878 von Ismail Pascha (1830–1895), dem Khediven (Vizekönig) der osmanischen Provinz Ägypten, zum Staatssekretär ernannt wurde. Infolge des ägyptischen Staatsbankrotts und der Besatzung durch britische Truppen verließ Léon Rousseau mit seiner Familie Kairo und ließ sich 1885 in Versailles nieder; zu diesem Zeitpunkt war Henri Emilien Rousseau neun Jahre alt. In den folgenden Jahren erwies er sich als fleißiger Schüler und glänzte insbesondere durch seine mathematischen Leistungen. Im Sommer 1894 entschied sich Henri Emilien Rousseau jedoch für ein Kunststudium und besuchte zu diesem Zweck das Atelier des französischen Historienmalers und Bildhauers Jean-Léon Gérôme (1824–1904), den sein Vater bereits in Ägypten kennengelernt hatte und jetzt um Unterricht für den Sohn bat.

Henri Emilien Rousseau besuchte auf Vermittlung von Gérôme die École des Beaux-Arts und beteiligte sich mit Erfolg am Pariser Salon, was ihm eine frühe Auszeichnung und ein Stipendium einbrachte. Dieses ermöglichte ihm, dem Vorbild des französischen Malers und Schriftstellers Eugène Fromentin (1820–1876) zu folgen und eine »Pilgerreise« durch die Museen Belgiens und der Niederlande zu unternehmen und im Folgejahr sechs Monate lang den Orient zu besuchen. Seine Aufenthalte in Tunesien, Algerien und Spanien brachten ihm die faszinierende Welt nahe, aus der er von da an einen großen Teil seiner Motive schöpfte, wenn er auch zwischen 1902 und 1913 noch einige französische Landschaften malte. 1908 schloss er einen Vertrag mit der Galerie George Petit und galt als Nachfolger des Landschafts- und Tiermalers Constant Troyon (1810–1865). Es entstand aber auch eine Vielzahl verschiedener Bilder zu orientalischen Themen, die Henri Emilien Rousseau 1913 auf der berühmten Armory Show in New York präsentierte.

Henri Emilien Rousseau zog 1919 mit seiner Familie nach Aix-en-Provence, unternahm aber immer wieder Reisen in den Orient, nach Tunesien, Algerien und vor allem Marokko, das er allein fünfmal besuchte, zum letzten Mal im Jahr 1932. Trotz seiner lebenslangen Faszination für den Orient hegte Henri Emilien Rousseau auch eine große Liebe für seine provenzalische Wahlheimat. Er schloss sich der Félibrige an, einer Organisation, die sich dem Erhalt der provenzalischen Kultur widmete, und malte viele Motive aus der Region. Er galt als gebildeter Mann, der eine große Zahl wohlhabender Käufer aus der Bürgerschicht fand und wurde 1932 Vizepräsident der städtischen Kunstakademie. Nach seinem Tod geriet er zeitweise in Vergessenheit, doch bemüht sich seit 1994 der Verein Henri Rousseau um eine angemessene Würdigung des Künstlers.

Henri Emilien Rousseau starb am 28. März 1933 in Aix-en-Provence.