Eugène Delacroix

Eugène Delacroix - Frühes Interesse an Musik, Literatur und Kunst

Eugène Delacroix wurde am 26. April 1798 in Charenton-Saint-Maurice bei Paris geboren. Seine Mutter entstammte einer Kunsttischlerfamilie, der Vater gehörte bis 1797 als Außenminister der Revolutionsregierung an und arbeitete später als französischer Botschafter in den Niederlanden; in der Forschung wird allerdings sehr ernsthaft die These diskutiert, dass in Wirklichkeit Charles Maurice de Talleyrand der leibliche Vater des Malers war. Starke Indizien für diese Ansicht sind die auffallend ähnliche Physiognomie von Talleyrand und Delacroix, die krankheitsbedingte Zeugungsunfähigkeit des nominellen Vaters und vor allem die lebenslange Protektion, die der Maler durch den einflussreichen Staatsmann erfuhr. Eugène Delacroix zeigte früh eine ausgeprägte musische Neigung: Zunächst fiel er an der Schule durch sein Gesangstalent auf, während seiner Zeit am Lycée Impérial entwickelte er ein reges Interesse an der Literatur. Der Ferienaufenthalt in einem gotischen Kloster in der Normandie regte ihn schließlich zum Malen an. Sein Onkel Johann Heinrich Riesner nahm ihn mit in das Atelier von Pierre-Narcisse Guérin, dessen Schüler er wurde.

Radikale Romantik nach literarischen Motiven

Eugène Delacroix begann 1816 ein Studium an der École nationale supérieure des beaux-arts in Paris; wichtige künstlerische Einflussgeber wurden der englische Maler John Constable, der die Romantik zu einem neuen Realismus hin orientierte und der flämische Maler Peter Paul Rubens, dessen barocker Pinselstrich frei von allen klassizistischen Anwandlungen war. Im Jahr 1818 konnte Eugène Delacroix seinen Landsmann Théodore Géricault bei der Arbeit an dessen Hauptwerk Das Floß der Medusa beobachten – eine einschneidende Erfahrung, die ihn zu seinem ersten eigenen Meisterwerk anregte, der Dantebarke (1822), nach Motiven der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri. Literarische Motive spielten auch nach diesem ersten großen Erfolg eine wichtige Rolle in der Kunst von Eugène Delacroix, der sich für seine Historienbilder auch von William Shakespeare, Johann Wolfgang von Goethe und Lord Byron anregen ließ. Als er auf seinem berühmten Bild Der Tod des Sardanapal das dramatische Grauen geradezu radikal mit romantischer Ästhetik verbrämte, löste das bei seinen Zeitgenossen harsche Kritik aus und man mahnte ihn, sein großes Talent doch nicht leichtfertig zu verschwenden.

Ein schwelgerischer orientalischer Farbenrausch

Eugène Delacroix machte sich auch als Lithograf einen Namen, wobei er hier insbesondere seine Vorliebe für eine ungezügelte Darstellung des Dämonischen ausleben konnte. 1831 brachte ihm sein Gemälde Die Freiheit führt das Volk, mit dem er die Geschehnisse der Julirevolution von 1830 in Paris verarbeitete, breite Anerkennung ein. Vermögende und einflussreiche Freunde ermöglichten Eugène Delacroix eine Reise nach Marokko, die ihn mit einer Flut von neuen Eindrücken und Erfahrungen versorgte, die er mit Hunderten Skizzen und Notizen festhielt und als Grundlage für zahlreiche farbenprächtige Gemälde nutzte. Sein kaum zu bändigender Schaffensdrang, der durch mehrere Aufträge der französischen Regierung noch befeuert wurde, führte dazu, dass er kaum noch gesellschaftliche Kontakte pflegen konnte und mehrere Mitarbeiter beschäftigen musste. Zu seinen wenigen Freunden zählten die Schriftstellerin George Sand und der Komponist Frédéric Chopin.

Eugène Delacroix starb am 13. August 1863 in Paris.