Carla Accardi - Formalismus und Marxismus prägten die frühen Jahre
Carla Accardi wurde am 9. Oktober 1924 in Trapani auf Sizilien geboren. Ihre Leidenschaft für die Kunst führte sie nach Palermo, wo sie an der Accademia di Belli Arti ein Studium begann. Während dieser Zeit lernte sie den ebenfalls aus Sizilien stammenden Künstler Antonio Sanfilippo kennen, mit dem sie bald eine enge Freundschaft verband, die allerdings auch von einer tiefen Rivalität geprägt war. 1946 übersiedelte das Paar nach Rom und heiratete. Schnell fanden sie Zugang zu den ansässigen Künstlerkreisen und waren häufige Gäste im Atelier von Pietro Consagra. 1947 gehörten Carla Accardi und Antonio Sanfillipo zu den Gründungsmitgliedern der marxistischen Gruppo Forma 1, die bis 1951 Bestand hatte. In späteren Jahren distanzierte sich Carla Accardi allerdings von der Vereinigung und den zugrundeliegenden politischen und künstlerischen Ideen. Während sie bis 1949 nur im Rahmen von Gruppenausstellungen ihre Bilder präsentieren konnte, erhielt sie im Jahr 1950 endlich ihre erste Einzelausstellung in der Galleria Age d'or in Rom.
Zelte aus bunten Plastikplatten begeistern die Kunstwelt
Carla Accardi arbeitete in den 1950er-Jahren vorwiegend mit ineinandergreifenden geometrischen Formen und erinnerte dabei an die Drip paintings von Jackson Pollock. Ihre Experimente mit der abstrakten Malerei weckten in Frankreich das Interesse des Kunstkritikers Michel Tapié, der ihre Kunst auch in Frankreich bekannt machte und später das Vorwort für einen Ausstellungskatalog verfasste. So wurde Accardi zu einer der prägendsten Vertreterinnen der italienischen Avantgarde und trug gerade in den 1960er-Jahren maßgeblich zur Entwicklung der Arte povera bei. Nachdem sie lange Jahre vorwiegend auf schwarz-weiße Abstraktionen gesetzt hatte, kehrte sie 1961 zur Farbe zurück. Sie ersetzte ihre traditionelle Leinwand durch den transparenten Kunststoff Sicofoil und baute aus mit pinkfarbenen Mustern verzierten Plastikbahnen ganze Zelte (Tenda, 1965 und Triplice Tenda, 1969), die sie unter großem Beifall auf der Biennale in Venedig präsentierte. 1980 kehrte sie wieder zur Leinwand zurück.
Die Künstlerin war immer auch engagierte Aktivistin
Carla Accardi engagierte sich mit Nachdruck für feministische Belange in der Kunst. 1970 gehörte sie neben der Journalistin Elvira Banotti und der Kunstkritikerin Carla Lonzi zu den Gründerinnen der feministischen Vereinigung Rivolta Femminile. Eine Folge dieses Engagements war die Eröffnung der feministischen Kunstgalerie Cooperativa Beato Angelico in Rom. Allerdings distanzierte sich Accardi später wieder von den Zielen und Ideen der Gruppe, wie sie es zuvor schon bei der Forma 1 getan hatte. Beide Mitgliedschaften hinterließen aber Spuren im Werk der Künstlerin und waren für ihre Entwicklung bedeutsam. Ausstellungen auf der ganzen zeigten die Arbeiten Carla Accardis und sie war mehrfacher Gast der Biennale in Venedig, der sie 1997 auch in beratender Funktion zur Seite stand. 1998 widmete ihre Heimatstadt Trapani Carla Accardi eine große Retrospektive. 2001 konnte sie ihre erste Einzelausstellung in den USA bespielen. Zuvor hatte sie bereits 1995 an der Ausstellung The Italian Metamorphosis im Guggenheim Museum in New York teilgenommen.
Carla Accardi starb am 23. Februar 2014 in Rom.
Carla Accardi - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: