Vito Acconci war fest davon überzeugt, dass Kunst nur dann ihre Berechtigung habe, wenn sie ein greifbarer Teil des menschlichen Lebens sei. Mit dieser Haltung avancierte der amerikanische Perfomance-Künstler zu einem einflussreichen Vertreter der Moderne und zum Vorbild einer ganzen jungen Künstlergeneration.
(...) WeiterlesenVito Acconci - Der Vater vermittelte ein frühes Kunstverständnis
Vito Acconci wurde am 24. Januar 1940 in New York geboren. Der Sohn italienischer Einwanderer, der den Großteil seines Lebens in der New Yorker Bronx verbrachte, wurde von seinem Vater schon früh mit Kunst in Berührung gebracht; Besuche von Konzerthäusern und Museen standen auf der Tagesordnung. Nach seinem Studium der Literatur in Worcester und Iowa beschäftigte er sich zunächst mit Poesie und gab das Magazin 0 TO 9 heraus, das er mithilfe eines Mimeographen vervielfältigte – in Zusammenarbeit mit der Dichterin Bernadette Mayer, deren Schwester, die bildende Künstlerin Rosemary Mayer, er in den 1960er-Jahren heiratete. Die Ehe hielt jedoch nur wenige Jahre.
Mit Provokation und Konfrontation zur Aktionskunst
Nach dem verhaltenen Erfolg als Poet wandte sich Vito Acconci der Performance- und Video-Kunst zu, wobei ihm sein eigener Körper als Subjekt diente. Provokation und Konfrontation waren dabei ein tragender Bestandteil seiner Kunst. Für seine Aktion Seedbed legte er sich im Januar 1972 acht Stunden am Tag unter einen eigens eingezogenen Holzboden in der New Yorker Sonnabend Gallery, masturbierte und ließ über Lautsprecher die Besucher an seinen sexuellen Fantasien teilhaben. Während Vito Acconci später beklagte, diese Aktion habe seinen Ruf als seriöser Architekt nachhaltig geschädigt und seine weitere Karriere erschwert, wiederholte die serbische Künstlerin Marina Abramović dieselbe Performance 2005 im Guggenheim Museum als Teil ihres Projekts Seven Easy Pieces.
Kunst muss mehr sein als ein stummes Objekt der Bewunderung
In den 1980er-Jahren entdeckte Vito Acconci die Felder Architektur und Installation für sich. Dabei war es dem Künstler wichtig, dass seine Projekte nicht einfach als starre, museale Skulptur platziert wurden, sondern sich als korrespondierender Bestandteil in die lebendige Umwelt einfügten. Er selbst hasse Museen, sagte er einmal anlässlich eines Vortrags in einer Museumsausstellung. Für Vito Acconci musste die Kunst losgelöst sein von stummer und teilnahmsloser Betrachtung. Sie musste vielmehr erlebbar sein, in Wechselbeziehung treten zum Publikum, das ausdrücklich aufgefordert war, an den Werken des Künstlers aktiv teilzuhaben.
Spektakuläre Architekturprojekte im öffentlichen Raum
Vito Acconci nahm dreimal an der Documenta in Kassel teil und übte an verschiedenen Institutionen Lehraufträge aus, unter anderem an der Parsons School of Design. Mit zahlreichen Aktionen und Projekten drängte er in den öffentlichen Raum; zu seinen berühmtesten Arbeiten zählt die Grazer Murinsel, die als modernes Wahrzeichen der Stadt Graz konzipiert und im Januar 2003 eröffnet wurde. Diese öffentlichen Architekturprojekte bilden ein Vermächtnis des Künstlers, das bis heute sein fasziniertes Publikum findet und, ganz im Sinne Acconcis, zur Teilhabe einlädt. Für seine Kunst erhielt Vito Acconci Preise und Auszeichnungen, gleich zweimal wurde er mit dem New York City Art Commission Award for Excellence in Design geehrt.
Vito Acconci starb am 27. April 2017 in seiner Geburts- und Heimatstadt New York.
Vito Acconci - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: