Etel Adnan war eine wichtige Künstlerin der Moderne, die sich in ihrem Werk um den Dialog zwischen Okzident und Orient bemühte. Die libanesisch-US-amerikanische Schriftstellerin und Malerin wuchs zwischen den Kulturen auf und thematisierte in ihrer Kunst die Kraft der Natur und die Schrecken des Krieges.
(...) WeiterlesenEtel Adnan wuchs in einem kulturellen Spannungsfeld auf
Etel Adnan wurde am 24. Februar 1925 in Beirut geboren. Die Tochter einer Griechin und eines Syrers, der als Offizier der Osmanischen Armee in Smyrna gedient hatte, lernte von ihren Eltern die griechische und türkische Sprache, während ihr Umfeld vorwiegend Arabisch sprach. Durch den Besuch einer französischen Mädchenschule erwarb sie außerdem umfassende Kenntnisse des Französischen, das ihre erste literarische Sprache wurde, später kam noch das Englische hinzu. Im bis 1943 von Frankreich besetzten Libanon waren die Spannungen zwischen westlicher und östlicher Kultur für Etel Adnan allgegenwärtig, wodurch ihre spätere künstlerische Arbeit stark geprägt wurde. Mit 16 Jahren verließ sie die Schule und arbeitete zunächst als Hilfskraft bei der französischen Armee, wo sie das Glück hatte, auf den Schriftsteller und Orientalisten Jean Gaulmier (1905–1997) zu treffen, der ihre Begabungen erkannte und förderte und es ihr ermöglichte, neben ihrer Arbeit das Baccalauréat (das französische Abitur) abzulegen.
Studium an der Sorbonne und in Harvard
Etel Adnan begann 1949 an der neu gegründeten École Supérieure des Lettres de Beyrouth ein Literaturstudium in der Klasse von Gabriel Bounoure (1886–1969) und arbeitete zeitweilig als Lehrerin, bis ihr ein Stipendium ermöglichte, nach Paris zu gehen und ihr Studium an der Sorbonne fortzusetzen. Sie erwarb einen Abschluss in Philosophie und zog weiter in die USA, wo sie an der University of California in Berkeley und an der Harvard University studierte und dann einen Lehrauftrag an der Dominican University of California in San Rafael annahm. 1972 kehrte sie als Feuilletonredakteurin für die in französischer Sprache erscheinenden Zeitungen L'Orient-Le Jour und Al Safa in den Libanon zurück. In dieser Zeit lernte sie Künstlerin Simone Fattal (*1942) kennen, die bis zu Adnans Tod ihre Lebenspartnerin wurde. Der Libanesische Bürgerkrieg zwang Etel Adnan 1976 zur Rückkehr nach Paris, wo ihr Antikriegsroman Sitt Marie Rose erschien und sie Robert Wilson bei seinem unvollendet gebliebenen Theaterprojekt The CIVIL warS unterstützte.
Engagement für Frauenrechte und gegen den Krieg
Etel Adnan arbeitete mit der befreundeten Schauspielerin und feministischen Aktivistin Delphine Seyrig (1932–1990) an einem Filmprojekt über die Wild-West-Ikone Calamity Jane (1856–1903). In den späten 1950er Jahren erfolgte ihre Hinwendung zur Malerei, die für sie eine universale Sprache darstellte. Die französische Sprache, die sie bislang hauptsächlich für ihr literarisches Schaffen verwendet hatte, wollte Etel Adnan nach dem algerischen Unabhängigkeitskrieg nicht länger nutzen, zu groß war ihre Abneigung gegen das französische Kolonialstreben geworden. Sie wolle nicht länger französisch schreiben, sondern arabisch malen, erklärte sie. Die Ablehnung des Krieges blieb lebenslang ihr großes Thema, daneben trat die Verbundenheit des Menschen mit der Natur. Für ihre Kunst erhielt Etel Adnan Preise und Auszeichnungen, darunter 2021 den Lichtwark-Preis für ihr Lebenswerk.
Etel Adnan starb am 14. November 2021 in Paris.
Etel Adnan - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: