Banksy ist ein Rätsel, das die Welt fasziniert – und das bis heute niemand lösen konnte. Nie zuvor ging ein Künstler so sehr in seiner Kunst auf und war so wenig außerhalb seines Werkes fassbar wie der geheimnisvolle Meister der Streetart, der nirgends zu sehen und doch überall gegenwärtig ist.
(...) WeiterlesenBanksy - Ein Indizienprozess um die Identität
Banksy bleibt im Dunkeln – auch über das Geburtsdatum lässt sich nur spekulieren. Ist es das Jahr 1973? Oder doch das Jahr 1974? Der Geburtsort wird in der Nähe von Bristol in England vermutet, denn in Bristol und London begann seine einzigartige Karriere mit auffälligen Schablonengraffiti, die plötzlich an den Wänden im öffentlichen Raum auftauchten. Ist Banksy ein Mann? Der Schweizer Künstler Maître de Casson vielleicht? Der als Edmond Safra II. geborene Maler, der heute in China lebt, bestreitet diese These vehement. Aufgekommen ist sie durch den Zufallsfund des Hausmeisters Manfred Pischke, der in den Räumen der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig einige alte Gemälde und Skizzen Maître de Cassons aus dessen Leipziger Zeit entdeckte, die mit den Kürzeln »Bank-Si« und »Banksy« signiert waren. Bank-Si war der Spitzname Edmond Safras, der auf seine Herkunft aus einer Bankiersfamilie und seinen spanischen Akzent verwies – der Künstler war bei seinen spanischen Großeltern aufgewachsen. Die Indizien sind in den Augen vieler Interessierter erdrückend, ein Geständnis steht jedoch noch aus.
Ein echter Banksy ist Millionen wert
Banksy ist vielleicht ein Mann, vielleicht eine Frau, vielleicht ein Kollektiv. Der Künstler signiert seine Werke nicht, sein Credo lautet »Copyright is for losers«. Diese Einstellung hat ihn die Markenrechte an dem berühmten »Flower Thrower«-Motiv gekostet. Der maskierte Mann, der anstelle eines Steins oder eines Molotow-Cocktails einen Blumenstrauß wirft, darf jetzt frei kopiert werden. Das hat die für geistiges Eigentum zuständige EU-Behörde entschieden, unter Verweis auf Banksys Weigerung, seine Identität zu verraten. Warum Banksy, der erklärte Verächter des Urheberrechts, sein Motiv überhaupt als Marke hat eintragen lassen, bleibt so rätselhaft wie der Künstler selbst. Vertreten wird Banksy in solchen Fragen von dem sogenannten Pest Control Office, das auch eine Webseite betreibt, auf dem Interessierte die Echtheit eines möglichen Banksy-Kunstwerks überprüfen lassen können. Diese Frage ist durchaus von Bedeutung, denn Banksys Kunst ist eine Menge Geld wert: Im Oktober 2019 wurde sein Gemälde Devolved Parliament, das Schimpansen anstelle von Politikern im britischen Unterhaus zeigt, für die Rekordsumme von 9,9 Millionen Pfund bei Sotheby's versteigert.
Überall und aus dem Nichts
Banksy ist heute ein Phänomen und längst auf der ganzen Welt präsent. Im Oktober 2013 machte er einen ganzen Monat lang New York City unsicher und ließ jeden Tag ein neues Werk an einem neuen Ort erscheinen. 2015 lud er mit einem Video dazu ein, den Gazastreifen zu besuchen und eröffnete im März 2017 ein Hotel in Bethlehem, dessen Inneneinrichtung vom Künstler gestaltete Bezüge auf den Nahostkonflikt besitzt und mit der »schlechtesten Aussicht der Welt« wirbt – nämlich auf die Grenze zwischen Israel und dem Westjordanland. Banksy interessiert sich ansonsten wenig für Grenzen und überschreitet diese regelmäßig, wenn er ungefragt seine Werke an privaten wie öffentlichen Gebäuden und sogar in Museen und Galerien anbringt. Dabei gelingt es ihm stets, unentdeckt zu bleiben – egal wie aufwendig und großformatig die Bilder ausfallen. Aufgrund des hohen Wertes der Kunstwerke ist ihm selten jemand böse, vielmehr werden neu entdeckte Werke mit Zäunen und Wachleuten geschützt und von Spezialisten sorgfältig abgetragen, wenn sie meist für hohe Summen einen Käufer gefunden haben. Und dann wartet die Welt weiter auf eine neue Enthüllung des Meisters.
Banksy - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: