Federico Barocci - Ausbildung bei Semolei, Studienreise nach Rom
Federico Barocci wurde zwischen 1526 und 1535 in Urbino geboren. Der Urenkel des berühmten Mailänder Bildhauers Ambrogio da Milano erhielt seine grundlegende Ausbildung in der Werkstatt seines Vaters, der sich ebenfalls als Bildhauer und Siegelschneider betätigte. Battista Franco, genannt Semolei, führte den jungen Mann in die Malerei ein. Beträchtlichen Anteil an der künstlerischen Laufbahn von Federico Barocci hatte sein Onkel, der Architekt Bartolomeo Genga, der seinen Neffen nicht nur ermutigte, sondern ihn auch mit den Fragen von Raum und Perspektive bekannt machte. Zeitweise arbeitete Federico Barocci im Atelier seines Onkels in Pesaro, ehe er auf Geheiß des Kardinals Giulio della Rovere eine Studienreise nach Rom unternahm, wo er die Werke von Antonio da Corregio und Raffael studierte, mit führenden Künstlern seiner Zeit zusammenarbeitete und an einem prestigeträchtigen Freskenprojekt für Papst Pius IV. im Vatikan beteiligt war. Hier hatte er allerdings mit eifersüchtigen Rivalen zu kämpfen, die angeblich sogar so weit gingen, Barocci zu vergiften, sodass er seine künstlerische Tätigkeit in Rom vorübergehend aufgeben musste.
Menschlich schwierig, als Künstler ein gefeiertes Genie
Federico Barocci kehrte nach Urbino zurück und konnte dort große künstlerische Erfolge feiern. Allerdings hatte er mit chronischen Gesundheitsbeschwerden zu kämpfen, möglicherweise als eine Folge des Giftanschlags, sodass seine illustren Klienten, zu denen Namen wie Papst Clemens VIII., König Philipp II. von Spanien und Kaiser Rudolf II. gehörten, oft jahrelang auf die Erfüllung ihrer Aufträge warten mussten – dass sie es taten, spricht für die hohe Reputation, die der Künstler in seiner Hochzeit genoss. Mehrere seiner adeligen Gönner versuchten, Barocci an ihren Hof zu locken, handelten sich von dem als mürrisch und unzugänglich geltenden Künstler aber immer wieder Absagen ein. Obwohl sich eine breite Palette an Einflüssen durch die bedeutendsten Meister der Renaissance im Werk Federico Baroccis bemerkbar macht, gelang ihm eine eigene Bildersprache mit packender Dynamik, die von seinen begeisterten Zeitgenossen sofort adaptiert und nachgeahmt wurde.
Einflussreicher Lehrer und künstlerischer Wegweiser
Federico Barocci durchlief in seinem künstlerischen Leben drei Schaffensperioden: Auf seine frühen Werke folgte eine mittlere Phase, in der er mit den Malerbrüdern Taddeo Zuccari und Francesco Zuccari in Rom arbeitete und sich als begabter Freskenmaler erwies. Nach seiner Erkrankung und erzwungenen Pause malte Barocci zwar keine Fresken mehr, konnte sich aber mit verschiedenen groß- und kleinformatigen Bildkompositionen zu höchster Blüte aufschwingen: Mit seiner für das Collegio della Mercanzia geschaffenen Kreuzabnahme schuf er nach einhelliger Meinung der meisten Kritiker bereits früh sein Hauptwerk, das deutlich die kommenden barocken Meister wie Rubens oder Anthonis van Dyck vorwegnahm. Obwohl Federico Barocci den Großteil seines Lebens in Urbino verbrachte, nahm er großen Einfluss auf die Entwicklung der italienischen Malerei. Dieser Umstand war nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass er die strengen Vorgaben des Konzils von Trient bei seiner sakralen Kunst getreulich umsetzte. Zu den Schülern von Federico Barocci gehörten Antonio Cimatori, Vinzenco Pellegrini, Antonio Viani und viele weitere klangvolle Namen.
Federico Barocci starb am 30. September 1612 in seiner Geburts- und Heimatstadt Urbino.
Federico Barocci - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: