Robert Barry

Robert Barry möchte die Sichtbarmachung des Unsichtbaren

Robert Barry wurde am 9. März 1936 in New York City geboren. Ab 1957 besuchte er als einer der ersten männlichen Studenten das Hunter College, das 1870 als reines Frauencollege innerhalb der City University of New York gegründet worden war. Die künstlerischen Anfänge Robert Barrys lagen in der Malerei; sein Frühwerk gründete auf der elementaren Verwendung von Farben und Formen und besaß einen deutlich seriellen Charakter. Zeitgleich arbeitete er nach Abschluss seines eigenen Studiums ab 1964 als Lehrer am Hunter College. Im Jahr 1967 begann er mit Experimenten, die ihn immer stärker zur Konzept- und Performancekunst hinführten. Dabei interessierte sich Robert Barry in erster Linie für das eigentlich Unsichtbare, für das Konzept und die Idee hinter dem Werk, nicht für das Werk an sich. Ganz konsequent bediente er sich dafür gar nicht oder nur schlecht sichtbaren Medien, die seine Gedanken dem Publikum vermitteln sollten. So verband er zwei Häuser mit einem dünnen und durchsichtigen Nylonfaden, der zwar für das menschliche Auge ebenso wie für das Objektiv einer Kamera kaum zu erfassen, aber dennoch Wirklichkeit war.

Eine Herausforderung für das Publikum: erkennen statt sehen

Robert Barry schuf im Rahmen seiner selbst entwickelten Konzeption zahlreiche »unsichtbaren Kunstwerke«, zum Beispiel seine berühmte »Inert Gas Series«, für die er Edelgase an einem genau bestimmten Ort freisetzte und diesen Vorgang mit der Kamera festhielt. Für Aufsehen sorgte auch seine Arbeit mit radioaktivem Material, das er im Rahmen seiner »Radiation Pieces« nutzte. Einmal zog es Robert Barry gar in die Wüste: Vor Zuschauern brachte er dort unterschiedlich konfigurierte Gasflaschen zum Einsatz. Außerdem arbeitete er mit Geräuschen, Sprachfetzen und Frequenztönen. Während Seh-, Geruchs- und Tastsinn also durchaus bedient werden, bleibt das Auge bei der Kunst von Robert Barry meist vollständig außen vor, denn es ist das erklärte Ziel des Künstlers, gerade die Grenzen des Sichtbaren, das ansonsten eine so große und alles beherrschende Rolle spielt, zu durchbrechen. Das ist durchaus eine Herausforderung für das Publikum, das sich auf diese Art der Kunst einlassen muss, um die Intention Barrys zu erfassen.

Die künstlerische Definition des unsichtbaren Raumes

Robert Barry nahm an 1972 in der Abteilung »Licht + Licht/Idee« an der Documenta 5 in Kassel teil und war auch 1977 auf der Documenta 6 und 1982 auf der Documenta 7 mit seiner Kunst präsent. Die künstlerische Definition des unsichtbaren Raumes ist und bleibt der Schwerpunkt seines Strebens. Für dieses Ziel verlangt der Künstler seinem Publikum einiges ab: Bei einer seiner Kunstaktionen in der New Yorker Siegelaub Gallery schuf er ein Werk nur aus unsichtbaren und unhörbaren Radiowellen. Im Rahmen seiner »Wort-Arbeiten« gestaltet Barry ganze Räume ausschließlich mit geschriebenen, jeweils voneinander isoliert stehenden Wörtern.

Robert Barry lebt und arbeitet in Teaneck, New Jersey.