HANS SEBALD BEHAM

Hans Sebald Beham - Künstlerische Nähe zum Werk Dürers, sozialrevolutionäre Agitation

Hans Sebald Beham wurde im Jahr 1500 in Nürnberg geboren. Ob er wirklich den ersten Vornamen Hans trug, ist nicht gesichert, es wird aber in der Forschung aufgrund der Form seines Monogramms angenommen. Hans Sebald Beham war der ältere Bruder des ebenfalls als Maler und Kupferstecher berühmt gewordenen Barthel Beham. Über die Ausbildung beider Künstler ist kaum etwas bekannt; aufgrund der kaum zu übersehenden Nähe zum Werk Dürers wird allerdings vielfach angenommen, dass Hans Sebald Beham und Barthel Beham in der Werkstatt von Albrecht Dürer ihre erste Lehrzeit absolvierten. Dafür würde auch die Verbindung zu Georg Pencz sprechen, einem weiteren wichtigen Maler und Kupferstecher des Manierismus, der als Geselle Dürers gearbeitet hatte. Gemeinsam mit Pencz unterstützten die Brüder Beham den radikalen Theologen und Reformator Thomas Müntzer, der sich 1524 vorübergehend in Nürnberg aufgehalten hatte. Inwieweit sie sich dessen gewalttätiger Täufer-Bewegung wirklich anschlossen, ist unklar, doch wurden sie von der Obrigkeit in Gewahrsam genommen und der Stadt verwiesen – ein vergleichsweise mildes Urteil.

Im Dienst Albrechts von Brandenburg, Übersiedlung nach Frankfurt

Hans Sebald Beham blieb nicht auf Dauer in der Fremde, sondern kehrte bereits 1528 wieder in seine Heimatstadt Nürnberg zurück. Dort fertigte er mit großem Fleiß und viel Detailgenauigkeit zahlreiche Stiche nach mythischen und biblischen Motiven, bei denen er besonders gerne Szenen wählte, die es ihm erlaubten, nackte Frauen in den Mittelpunkt zu stellen. Prompt verdächtigte man ihn der Verbreitung von Pornografie und Hans Sebald Beham musste abermals aus Nürnberg fliehen. Der Künstler ging nach München, wo er unter anderem für Albrecht von Brandenburg arbeitete, der als Kardinal und Förderer des Ablasshandels zwar einer der schärfsten Gegenspieler Martin Luthers und der Reformation war, aus Neigung zur Kunst aber über das diesbezügliche Engagement des begabten Beham geflissentlich hinwegsah. Diesen hielt es dennoch nicht dauerhaft in München, stattdessen zog er 1532 weiter nach Frankfurt am Main, wo er sich als Künstler und geachtetes Mitglied der Gesellschaft so weit etablierte, dass er 1540 das volle Bürgerrecht bekam.

Heimat in Frankfurt, großes Oeuvre an Holzschnitten und Kupferstichen

Hans Sebald Beham schuf in Frankfurt ein großes Pensum an Holzschnitten und Kupferstichen, von denen heute etwa 570 Werke erhalten sind. Dabei gewann er zusehends Distanz zum Vorbild seines mutmaßlichen Lehrers Dürer und wies immer deutlichere Einflüsse der italienischen Renaissance auf. Als Maler trat Hans Sebald Beham kaum in Erscheinung; überliefert ist lediglich ein einziges Werk, Dekoration für eine Tischplatte seines häufigen Auftraggebers Albrecht von Brandenburg, heute im Louvre von Paris zu bewundern. Seine Heimatstadt Nürnberg söhnte sich spät mit dem verstoßenen Sohn aus: 2011 fand im Albrecht-Dürer-Haus zu Nürnberg eine große Retrospektive für die Brüder Beham statt – unter dem Leitmotiv Die gottlosen Maler von Nürnberg, eine Anspielung auf die Begründung des einstigen Femeurteils.

Hans Sebald Beham starb am 22. November 1550 in Frankfurt am Main.