Tim Berresheim

Tim Berresheim – Moderne Computertechnik statt Pinsel und Staffelei

Tim Berresheim, geboren 1975 in Heidelberg, ist als bildender Künstler weitgehend ein Autodidakt, was vor allem mit der Wahl seiner Mittel zu tun hat: Zum Malen benötigt er keine Pinsel, keine Leinwand und keine Staffelei, auch die Farbpalette existiert nur als Computerprogramm. Die Schule verließ er vor dem Abitur, das er auf Umwegen nachholte, um ein Informatikstudium zu beginnen, das er ebenfalls vorzeitig abbrach. Regelmäßiger als die Schule besuchte er Punkkonzerte, trank dort reichlich Dosenbier und landete schließlich etwas widerwillig auf der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, wo ihm sein Professor Johannes Brus mit viel Geduld und viel Literatur ein umfassenderes Kunstverständnis vermittelte. In der Folge lernte Tim Berresheim nach eigenem Bekunden die verschiedenen Spielarten der Kunst schätzen, wurde Assistent bei dem Mahler Albert Oehlen an der Düsseldorfer Kunstakademie, fühlte sich aber nicht berufen, selbst zum Pinsel zu greifen, sondern wollte eigene künstlerische Wege beschreiten – mit den Mitteln der modernen Computertechnik. Sein Atelier wirkt ganz anders als die vertrauten Malerwerkstätten, die nach Farbe riechen und meist von kreativer Unordnung geprägt sind: Bei Tim Berresheim sieht es aus, wie man sich vielleicht das Büro von Elon Musk vorstellt.

Digitale Überformung bestehender analoger Elemente

Tim Berresheim bewegt sich immer an der Grenze des technisch Machbaren. Dabei möchte er keineswegs die existente analoge Kunst einfach mit digitaler Technik nachahmen. Vielmehr ist das erklärte Ziel von Tim Berresheim die Eröffnung neuer Kunsträume, die mit den bisherigen Mitteln einfach nicht zu erschließen waren. Dabei verbindet der Künstler mit dem Computer auch so scheinbar widersprüchliche Themen wie Heimat und High-Tech: Für das Heinsberger Land, in dem Tim Berresheim aufgewachsen ist, hat er eine »Bilderreise« gestaltet, bei der traditionelle Fahrradtour und moderne Digitalinstallation zusammenfließen. Die Teilnehmer der Tour bekommen auf ihrem Weg siebzehn am Computer erstellte Augmented-Reality-Kunstwerke zu sehen, die nur am richtigen Ort mit der richtigen App auf einem Smartphone oder Tablet angezeigt werden. Für Berresheim ist das eine Möglichkeit, den althergebrachten Begriff Heimat zeitgemäß neu zu deuten und zu besetzen. Diese Form der Aneignung und Transformation zieht sich durch Tim Berresheims gesamtes Werk, immer wieder wird bestehende Kunst aufgenommen und in eine neue Form gebracht. Er will nicht mit dem Alten brechen, sondern ihm neue Facetten abgewinnen, es bereichern und ergänzen.

Mit »Augmented Reality« zu neuen Wahrnehmungsebenen

Tim Berresheim hat sich mit seinen digitalen Bilderwelten, die durchdrungen sind von komplexen Darstellungen und einem hohen Detailreichtum, als Pionier und feste Größe der Computerkunst etabliert. Seine mit erstaunlicher Handwerkskunst und Innovationsdrang geschaffenen Bilder führen auf neue Realitätsebenen und werden selbst in den USA rezipiert. Augmented Reality, AR, nimmt eine bedeutende Rolle in seinem Werk ein und spielt immer wieder virtuos mit der Wahrnehmung des Publikums, wenn Objekte im Wechsel verschwinden und plötzlich auftauchen. Zeitweise beschäftigt Berresheim über 20 Mitarbeiter, die ihn bei seinen aufwendigen Projekten unterstützen. In seinem Büro hat er die Fenster verhängt, um sich in Abschottung von der Außenwelt ganz seinen Gedanken zu widmen. Neben der bildenden Kunst schätzt der Künstler besonders die Musik, die er aber bevorzugt auf einem althergebrachten Medium goutiert: Er besitzt Regale mit tausenden von echten Langspielplatten.

Tim Berresheim lebt und arbeitet in Aachen.