Matthew Boulton

Matthew Boulton war erfinderisch und geschäftstüchtig

Matthew Boulton wurde am 3. September 1728 in Birmingham geboren. Durch seinen Vater, der eine Manufaktur für hochwertige Metallverzierungen besaß, kam er früh mit Unternehmertum und Kunsthandwerk in Berührung. Er erhielt eine gute Schulbildung und machte regen Gebrauch von der familieneigenen Bibliothek. Es war eine Zeit des technologischen Aufbruchs, und im Schatten der sich abzeichnenden industriellen Revolution erreichte Matthew Boulton als Autodidakt einen beträchtlichen Wissensstand, ohne je ein Studium absolviert zu haben. Sein Hauptinteresse galt der Metallurgie; er optimierte die Produktionsverfahren der väterlichen Firma, in die er mit 17 Jahren offiziell eintrat. An seinem 21. Geburtstag wurde er von seinem Vater zum gleichberechtigen Partner ernannt. Durch das Vermögen seiner Frau konnte Boulton sein Geschäft beträchtlich ausbauen; nach deren frühen Tod heiratete er kurzerhand ihre Schwester und investierte auch deren Erbteil. Im selben Jahr wie seine erste Frau starb zudem sein Vater, so dass Matthew Boulton fortan allein die Geschicke des Unternehmens bestimmte.

Erfolge mit der Soho Manufactory und Boulton & Watt

Matthew Boulton tat sich mit dem Unternehmer und Ingenieur John Fothergill zusammen und errichtete mit der Soho Manufactory eine der ersten modernen Fabriken der Welt, in der einerseits neu entwickelte Technologien für die Massenproduktion eingesetzt wurden, in der andererseits aber auch vorbildliche Arbeitsbedingungen herrschten: Boulton ließ Wohnungen für seine Arbeiter bauen, achtete auf ein freundliches und luftiges Arbeitsumfeld und sorgte für eine Sozialversicherung. Der Erfolg des Unternehmens wurde nur getrübt durch die Ineffizienz der verwendeten Maschinen, die von Witterung und Wasserlauf abhängig waren. Die Lösung für dieses Problem brachte die Dampfmaschine des schottischen Ingenieurs James Watt, deren Konstruktion der englische Unternehmer Boulton finanzierte. Für die Herstellung und den Vertrieb der leistungsstarken Dampfmaschinen gründeten beide gemeinsam das berühmte Unternehmen Boulton & Watt, das über 120 Jahre lang Bestand hatte. Durch geschickte Lobbyarbeit im britischen Parlament gelang es Matthew Boulton zudem, das Patent für Watts Erfindung um 17 Jahre zu verlängern.

Menschenwürdige Arbeitsbedingungen im Geiste Rousseaus

Matthew Boulton reagierte auf die zunehmende Unrentabilität seiner Kupfergruben mit der ihm eigenen Findigkeit und wandelte diese in eine private Münzprägeanstalt um, die noch vor ihrer Fertigstellung einen ersten Großauftrag der East India Company für 100 Tonnen Kupfermünzen erhielt. Boulton lieferte wie stets rasch und zuverlässig und hatte sich damit ein weiteres erfolgreiches Geschäftsfeld erschlossen: Jetzt verdiente er Geld mit Geld. Sein ständiger Wissensdurst führte ihn in die sogenannte Lunar Society, die sein Freund, der Arzt und Naturforscher Erasmus Darwin 1765 gegründet hatte, um den Austausch von Wissen zwischen den klügsten Köpfen des Landes zu fördern. Die Versammlungen fanden nur bei Vollmond statt, damit man in einer Zeit ohne Straßenbeleuchtung bei natürlichem Licht nach Hause finden konnte. Die Mitglieder, die sich augenzwinkernd selbst Lunatics ›Mondsüchtige‹ nannten, schätzten die Ideen des französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau, die Matthew Boulton dazu brachten, menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu schaffen und auf Kinderarbeit zu verzichten.

Matthew Boulton starb am 18. August 1809 in Birmingham.