Alexandre Cabanel

Alexandre Cabanel – Akte im Mythengewand brachten den Durchbruch

Alexandre Cabanel wurde am 28. September 1823 in Montpellier geboren. Das jüngste Kind eines Tischlers begeisterte sich früh für die bildende Kunst und besuchte schon mit 11 Jahren die Zeichenklasse von Charles Matet an der École des Beaux-Arts in Montpellier. Im Alter von 17 Jahren begann Alexandre Cabanel sein Studium an der École des Beaux-Arts in Paris bei dem Historien- und Porträtmaler François-Édouard Picot, der ihn mit der Schule des Klassizisten Jacques-Louis David in Verbindung brachte; zu seinen Vorbildern gehörte außerdem der Renaissance-Meister Raffael. 1844 konnte er zum ersten Mal im Salon de Paris ausstellen, im folgenden Jahr gewann er mit gerade 22 Jahren das Stipendium des Prix de Rome. Alexandre Cabanels frühe Werke wie Der Tod des Moses aus dem Jahr 1852 weisen noch eine deutliche Bindung an die engen akademischen Vorgaben auf, wiewohl das große zeichnerische und kompositorische Talent des Künstlers schon zu erkennen ist. Eine unübersehbare Entwicklung hin zu einem modernen Bildverständnis brachte das Werk Die Witwe des Kapellmeisters (1859). Ungeachtet dieser zaghaften Anfangserfolge feierte Alexandre Cabanel seinen großen Durchbruch erst, als er sich mythologischen Szenen und damit auch der Aktdarstellung zuwandte.

Die Geburt der Venus ist Cabanels berühmtestes Werk

Alexandre Cabanel schuf im Zuge seiner Hinwendung zu mythologischen Aktdarstellungen sein wohl berühmtestes Werk, Die Geburt der Venus, dessen originale Fassung im Jahr 1863 entstand, während die bekannteste Kopie noch vom Künstler selbst im Jahr 1875 gemalt wurde. Das epochale Werk in rosigen Farben und üppigen Linien fand eine begeisterte Aufnahme beim Pariser Salon des Jahres 1863, der seitdem schlicht als Venus-Salon galt; der Käufer des Bildes war kein Geringerer als Napoleon III. selbst, der es in seine Privatsammlung integrierte. Obwohl der Schriftsteller Émile Zola die dargestellte Venus mit beißender Kritik bedachte, tat dies dem Erfolg des Kunstwerkes keinen Abbruch. Zahlreiche Künstler folgten Cabanels Vorbild, darunter Gustave Courbet, der mit seinen realistischen Aktstudien in den späten 1860er Jahren zur gleichen Zeit Nachfolger und Gegenpart von Alexandre Cabanel wurde. Ein feines Gespür bewies der Künstler auch als Porträtmaler für vornehme Damen, die er mit kühlen und gedämpften Farben auf interessante Weise in Szene setzte, während er beim Porträtieren von Männern hingegen weniger Geschick zeigte.

Einer der einflussreichsten Künstler seiner Epoche

Alexandre Cabanel pflegte über seine gesamte Laufbahn hinweg eine enge Verbundenheit mit dem Salon de Paris, in dessen Jury er regelmäßig gewählt wurde. Hunderte junger Künstler drängten sich um ihn und folgten seinem Unterricht. Für sein gefeiertes Werk erhielt Alexandre Cabanel Preise und Auszeichnungen, unter anderem gewann er dreimal die Grande Médaille d'Honneur des Pariser Salons (1865, 1867, 1878). Er gehörte der Académie des Beaux-Arts an und lehrte als Professor an der École des beaux-arts in Paris. Mit seinen künstlerischen Überzeugungen prägte er die Belle Époque und ihre Ästhetik; als er sich an der Seite von William Adolphe Bouguereau mit Vehemenz dagegen sperrte, dem impressionistischen Maler Édouard Manet und seinen Mitstreitern einen Platz im Salon de Paris des Jahres 1863 einzuräumen, rief der französische Kaiser Napoleon III. als Reaktion auf diese Weigerung unter großem Beifall den Salon des Refusés ins Leben, der die künstlerische Avantgarde in Frankreich maßgeblich befeuerte und dem Salon de Paris den hartnäckigen Ruf einer fortschrittsfeindlichen und traditionalistischen Haltung einbrachte.

Alexandre Cabanel starb am 23. Januar 1889 in Paris.