Gustave Courbet verkörperte den modernen Künstler, noch ehe die Moderne richtig begonnen hatte. Der französische Maler vertrat provokante Ansichten, brach vorsätzlich Tabus und ließ zu keiner Zeit einen Zweifel daran, dass er eigen und anders war. Er starb im Exil und in Armut, aber er beeinflusste viele Generationen nach ihm kommender Künstler und gilt als Zeitenwender der Kunstgeschichte.
(...) WeiterlesenGustave Courbet - Malunterricht statt Jurastudium, schwierige Jahre in Paris
Gustave Courbet wurde am 10. Juni 1819 Ornans bei Besançon geboren. Kindheit und Jugend verbrachte er in begüterten Verhältnissen im Französischen Jura. Seine Eltern drängten ihn zu einem Studium der Rechtswissenschaft, das er 1837 am Collège Royal in Besançon begann. Gustave Courbet war nicht mit Eifer bei der Sache, sondern widmete sich lieber der Zeichenkunst, eine Vorliebe, die ihn schon nach einem Jahr zu dem französischen Maler Charles-Antoine Flajoulot führte, bei dem er Zeichenunterricht nahm. 1840 begab sich Courbet nach Paris, unter dem Vorwand, dort weitere Rechtskurse absolvieren zu wollen, tatsächlich aber übte er sich weiter in der Malerei und verbrachte einen Großteil seiner Zeit im Louvre, wo er die Werke niederländischer und spanischer Meister kopierte. Er bot zwanzig seiner eigenen Bilder dem Salon de Paris an, doch wurden nur drei davon angenommen. Seinen Lebensunterhalt bestritt er vor allem mit dem Geld seiner Eltern; den 1847 geborenen Sohn verlor er bei der Trennung von dessen Mutter aus den Augen.
Begründung des Realismus, kompromissloser Invidiualismus
Gustave Courbet verkehrte mit einer Vielzahl von Künstlern und Intellektuellen; neben seinem Freund aus Kindertagen Max Buchon gehörten zu diesem Kreis Charles Baudelaire und Pierre-Joseph Proudhon. Aus den regen Gesprächen und Diskussionen in der Brasserie Andler, wo sich die Runde zu treffen pflegte, entwickelte sich schließlich die neue Kunstrichtung des Realismus. Weil nach dem Ende der Julimonarchie und der Abdankung des Bürgerkönigs Louis Philippe in Frankreich chaotische Zustände herrschten und der Salon de Paris ohne Jury auskommen musste, konnte Gustave Courbet dort ganze zehn seiner Gemälde ausstellten, die auf ein begeistertes Echo der Kritik stießen. Mit seinem Gemälde Ein Begräbnis in Ornans erregte er viel Aufsehen, wurde aber wegen der unüblich realistischen Darstellung auch angefeindet. Es gilt heute als Meilenstein der Kunst. Sein Hang zum kompromisslosen Individualismus wurde Gustave Courbet immer wieder zum Verhängnis, so scheiterte ein mögliches Engagement für die Weltausstellung 1855 an der Weigerung des Künstlers, seine Arbeit im Vorfeld begutachten zu lassen. Mit Unterstützung seines Freundes Alfred Bruyas organisierte er kurzerhand eine Gegenausstellung, auf der er seine abgelehnten Bilder zeigte.
Politische und künstlerische Skandale, Emigration in die Schweiz
Gustave Courbet verließ Paris, nachdem zahlreiche seiner Freunde während der revolutionären Wirren in Haft gekommen oder ins Exil gegangen waren. In Frankfurt erwarb er sich beträchtlichen Ruhm, zählte die Spitzen der Gesellschaft zu seinem Kundenkreis. In Trouville-sur-Mer lernte er den amerikanischen Maler James McNeill Whistler und dessen Geliebte Joanna Hiffernan kennen. Letztere war das Modell für eine der beiden Schlafenden auf dem Akt Le Sommeil; ob sie auch für Courbets berühmtestes Bild, L'Origine du monde die Vorlage lieferte, ist umstritten. Seinen Ursprung der Welt malte Gustave Courbet für den türkisch-ägyptischen Diplomaten Khalil-Bey; es wurde gleich nach seiner Vollendung zu einem Skandal und blieb über Jahrzehnte der Öffentlichkeit verborgen. Seine als Mitglied der Pariser Kommune betriebene Zerstörung der Colonne Vendôme brachte ihm eine Gefängnisstrafe ein; schwerer wog aber die Schadenersatzforderung von 335.000 Francs, die er nicht aufzubringen imstande war und deretwegen er mit seinem Schüler Cherubino Patà aus Frankreich in die Schweiz floh, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.
Gustave Courbet starb am 31. Dezember 1877 in La-Tour-de-Peilz in der Schweiz.
Gustave Courbet - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: