John Cage

John Cage - Früh zutage tretende Begabung für Musik, Sprachen und Lyrik

John Cage wurde am 5. September 1912 in Los Angeles geboren. Der Sohn des Ingenieurs und Erfinders John Milton Cage interessierte schon früh für Musik und erhielt bereits im Kindesalter Klavierunterricht. Weitere Förderung erhielt er durch seine Tante, die Sängerin und Pianistin Phoebe James. Ein erstes musikalisches Vorbild war der norwegische Komponist Edvard Grieg, dem er nachzueifern versuchte. Gleichzeitig schrieb er viel und bewies großes Gespür für das Erlernen von Fremdsprachen; er beteiligte sich an der Herausgabe einer französischsprachigen Schülerzeitung und gewann für seine Schule einen Rednerwettstreit. Seinen Abschluss erreichte John Cage mit der höchsten Punktzahl in der Geschichte seiner Schule. Die Beschäftigung mit der Poesie von Gertrude Stein löste bei ihm den Wunsch aus, selbst ein Dichter zu werden. Während einer Reise durch Europa studierte er in Paris Architektur bei Ernő Goldfinger und Klavier bei Lazare Lévy; außerdem verfasste er zahlreiche Gedichte. Die Lektüre der von Eugene Jolas herausgegebenen Zeitschrift Transition machte John Cage mit den künstlerischen Ideen von Kurt Schwitters, James Joyce, Hugo Ball und Hans Arp bekannt.

Als Komponist bedingungslos der Avantgarde verhaftet

John Cage entschloss sich schließlich zu einem Studium der Komposition, für das er verschiedene Universitäten besuchte. Arnold Schönberg, den die Nationalsozialisten ins amerikanische Exil getrieben hatten, unterrichtete John Cage gar kostenlos, machte dabei aber zur Bedingung, dass der begabte junge Mann sein Leben fortan der Musik zu widmen hätte. Ein weiterer bedeutender Lehrer war der aus Irland stammende Komponist Henry Cowell. Bald erhielt Cage selbst Lehraufträge: Als Dozent auf dem Mills College in San Francisco traf er auf den Bauhaus-Künstler László Moholy-Nagy, die Übersiedlung nach New York brachte ihn in den 1940er Jahren mit den Modernisten André Breton, Marcel Duchamp und Piet Mondrian in Kontakt. Als Komponist bediente er sich für sein erstes Werk eines von ihm präparierten Klaviers, dessen Klang er durch Radiergummis, Nägel und sonstige Kleinteile nach seinen Vorstellungen modifizierte. Mit diesem und weiteren Experimenten erlangte er in der New Yorker Avantgarde schnell eine umfassende Bekanntheit, die ihm wertvolle Kontakte brachte und zahlreiche Türen öffnete.

Der Zufall als Komponist und die Bedeutsamkeit der Stille

John Cage gilt mit seinen Weggefährten Merce Cunningham und Robert Rauschenberg als Begründer der Aktionskunst. Für seine Kompositionen bemühte er häufig das Los, warf Münzen, befragte Orakelbücher und setzte auf Computeralgorithmen, wobei ihm der Schöpfungsprozess selbst ganz im Sinne des Fluxus mehr bedeutete als das vollendete Werk. Oft ließ er seine Notationen auch von grafischen Vorlagen inspirieren, zum Beispiel von Zahlenreihen, Land- oder Sternkarten. In Anlehnung an seinen Freund Rauschenberg und dessen White Paintings komponierte Cage das Werk 4'33, das ausschließlich aus Stille besteht. Er war indes nicht der erste Künstler, der ein Stück aus Stille komponierte, im Jahr 1919 hatte dies bereits der dem Dadaismusnahestehende Komponist Erwin Schulhoff getan. Weniger bekannt ist die Betätigung als bildender Künstler, der sich John Cage ab Ende der 1960er Jahre widmete. Bekannt sind hierbei vor allem seine ab 1983 entstandenen Zeichnungen mit Bezug auf das buddhistische Kloster Ryoanji.

John Cage starb am 12. August 1992 in New York City.