Jean Cocteau besaß viele Gaben und Interessen: Als Dichter, Filmregisseur, Musiktheoretiker und Zeichner tat er sich hervor, schuf ein vielschichtiges Oeuvre, das in seinen ungezählten Facetten nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat.
(...) WeiterlesenJean Cocteau war ein vielseitig interessiertes Kind
Jean Cocteau wurde am 5. Juli 1889 in Maisons-Laffitte nahe Paris geboren. Schon als Kinder durften er und sein drei Jahre älterer Bruder Jean Luc die Mutter auf zahlreichen Reisen begleiten, die für das empfindsame Künstlernaturell Jean Cocteaus vielfältige Anregungen brachten. Der Vater arbeitete erfolgreich als Anwalt, nahm sich aber das Leben, als Jean Cocteau gerade zehn Jahre alt war. Cocteau erhielt eine ausgezeichnete Schuldbildung, besuchte das angesehene Lyzeum Condorcet in Paris. An seinem zwanzigsten Geburtstag konnte er bereits auf einige erfolgreiche lyrische Veröffentlichungen zurückblicken, darunter die beiden Gedichtbände Le prince frivol und Lampe d'Aladin, die maßgeblich zu seiner frühen Bekanntheit beitrugen. Wertvolle Anregungen verdankte er seinem literarischen Freundeskreis, zu dem André Gide, Catulle Mendès, Marcel Proust und Edmond Rostand zählten. Obwohl er sich selbst zeitlebens in erster Linie als Dichter verstand, zeigte er stets auch ein lebhaftes Interesse an anderen Disziplinen. Das Theater, vornehmlich das Ballett, faszinierte ihn sehr, und diese Begeisterung führte zu der Bekanntschaft mit Igor Strawinski. Trotzdem blieb das Schreiben die erste Berufung für den jungen Künstler: 1913 entstand Jean Cocteaus erster Roman, Potomac.
Jean Cocteau war ein Universalkünstler
Jean Cocteau meldete sich nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs freiwillig zum Militärdienst, wurde aber für frontuntauglich befunden und übernahm daher in Eigenverantwortung die Organisation von Verwundetentransporten. Zeitweilig kam er wegen vermeintlich illegaler Betätigung mit der Obrigkeit in Konflikt, wurde aber später rehabilitiert. Nach seiner Heimkehr verfasste er 1917 für das kubistische Ballett Parade das Libretto. Neben Cocteau an diesem Projekt beteiligt waren Pablo Picasso, der das Bühnenbild schuf, Erik Satie, der die Musik komponierte und Léonide Massine als Choreograf. Für die Tänzer griff man auf Mitglieder der Ballets Russes zurück. Jean Cocteau machte sich der Folge weiter einen Namen als Romanautor, schrieb originelle Theaterstücke wie Orphée, das später auch von ihm selbst verfilmt wurde, und entwickelte sich als Universalkünstler zum maître de plaisir der Kulturstadt Paris. Als Schriftsteller beherrschte er alle literarischen Formen, schuf Gedichte, Kurzgeschichten, Aphorismen, Novellen, Romane, Dramen und Drehbücher. Dabei blieb er auch der bildenden Kunst verbunden und stellte immer wieder seine Begabung als Zeichner unter Beweis. Ständig blieb er im Austausch mit anderen großen Künstlern seiner Zeit wie Charlie Chaplin und Pablo Picasso.
Cocteau betrachtete sein ganzes Werk als Poesie
Im Alter erhielt Jean Cocteau Preise und Auszeichnungen, wurde unter anderem als 70-Jähriger in Forges-les-Eaux zum Dichterfürsten Frankreichs gewählt. Eine Opiumvergiftung als Folge seiner langjährigen Drogensucht machte eine andauernde medizinische Behandlung notwendig. Obwohl er auf nahezu allen künstlerischen Gebieten achtenswerte Leistungen erbrachte, wollte er sein Gesamtwerk ausschließlich als Poesie verstanden wissen. Er wurde als führender Surrealist angesehen und übte einen großen Einfluss auf zahlreiche andere Künstler aus, darunter die Gruppe Les Six, die aus befreundeten Komponisten bestand und ihren Sitz im berühmten Pariser Künstlerbezirk Montparnasse hatte.
Jean Cocteau starb am 11. Oktober 1963 in Milly-la-Forêt nahe Paris an den Folgen eines Herzinfarktes. Postum wurde anlässlich seines 100. Geburtstags – wie vom Künstler gewünscht – sein Tagebuch veröffentlicht.
Jean Cocteau - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: