John Collier

John Collier wurde am 28. Januar 1850 in London geboren. Er entstammte einer Familie, die sich mit großem Erfolg in Politik und Wirtschaft betätigt hatte: Sein Großvater gleichen Namens, ein Quäker und Kaufmann, gehörte dem englischen Parlament an, ebenso sein Vater Robert Collier (1817–1886), der außerdem ein hochrangiger Jurist in Staatsdiensten war und einen Sitz im Privy Council innehielt, dem Kronrat des britischen Monarchen. Für seine Verdienste war Robert Collier mit dem Titel des 1. Baron Monkswell geehrt worden, der auf John Colliers älteren Bruder Robert überging; dieser vertrat als 2. Baron Monkswell später den englischen Kriegsminister und saß dem London County Council vor. John Collier erhielt eine fundierte Ausbildung; nach dem Besuch des renommierten Eton College studierte er an der Slade School of Art bei Sir Edward Poynter (1836–1919), dann in Paris bei Jean-Paul Laurens (1838–1921) und in München.

John Collier wurde in seinem künstlerischen Streben von seinem Vater unterstützt, der Mitglied der selbst ein Mitglied der Royal Society of British Arts war und in seinem Haus Ateliers für seinen Sohn und dessen erste Ehefrau, die Malerin Marian Huxley (1859–1887). Marian »Mady« Huxley war die Tochter von Thomas Henry Huxley (1825–1895), des Präsidenten der Royal Society. John Collier war eng mit der Familie Huxley verbunden; sein Schwager, der Schriftsteller Leonard Huxley (1860–1933), war gleichzeitig einer seiner besten Freunde und nach dem Tod seiner ersten Frau Marian heiratete er kurzerhand deren jüngere Schwester Ethel Huxley (1866–1941), was in England zu dieser Zeit allerdings verboten war, so dass die Trauung in Norwegen stattfinden musste. Mit seiner ersten Frau hatte der Künstler seine Tochter Joyce Collier (1884–1972), die als Porträtminiaturenmalerin in die Fußstapfen ihres Vaters trat, und mit seiner zweiten Frau den Sohn Laurence Collier (1890–1976), der später als britischer Botschafter in Norwegen Dienst tat.

John Collier wurde vor allem für seine Porträtkunst bekannt. Zu den von ihm Porträtierten gehörten so unterschiedliche Charaktere wie der Wissenschaftler Charles Darwin, der Schriftsteller Rudyard Kipling, die Bischöfe von Shrewsbury und Hereford, sein Malerkollege Lawrence Alma-Tadema, der spätere König George V. noch als Herzog von Cornwall und York sowie ein namenloser Landstreicher und sogar eine Hexe. John Collier war einer der 24 Gründungsmitglieder der Porträtmalervereinigung Royal Society of Painters, die bis heute Bestand hat. Während seine Porträts älterer Männer eine starke Ähnlichkeit mit dem Werk seines Landsmannes Frank Holl (1845–1888) aufweisen, besitzen die Porträts jüngerer Männer, Frauen und Kinder eine eigene Frische. Neben den Porträts malte Collier auch sogenannte »Problembilder« (problem pictures), ein in der spätviktorianischen Kunst beliebtes Genre, das besondere Schlüsselszenen aus Geschichte, Literatur und Legende in ambivalenter Manier darstellte und das Publikum zu eigenen Deutungen anregte – eine Art opulente Buchillustration ohne Text.

John Collier starb am 11. April 1934 in seiner Geburts- und Heimatstadt London.