Wim Delvoye
Geburtsdatum/-ort
1965, Wervik

Wim Delvoye - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden:
- Wim Delvoye - Chapel (August)
Wim Delvoye Biografie
Wim Delvoye liebt die Gegensätze. Der belgische Konzeptkünstler stellt sie nicht nur dar, er lebt und verkörpert sie auch – und entsprechend polarisierend wirkt seine Kunst auf Kritik und Publikum. Zwischen Verachtung und Verehrung erfährt er ein breites Spektrum der Extreme und beweist damit gerade eines: Sein Werk ist ohne Vergleich.
Wim Delvoye verwischt die Grenzen der Ästhetik
Wim Delvoye wurde 1965 im belgischen Wervik geboren. Seiner flämischen Herkunft verdankt er nicht nur die Liebe zur Handwerkskunst, sondern auch seinen Drang nach Freiheit und seine immer wieder unter Beweis gestellte Wertschätzung der Unkonventionalität. Diese Kombination ist seiner Kunst, die sich nach Meinung mancher Kritiker gelegentlich allzu sehr in Richtung Kitsch bewegt und auf schrille Provokationen verlässt, auch deutlich anzumerken. Für das Mudam in Luxemburg entwarf er das Kunstwerk Chapelle, eine vollständig aus Metall gebaute Kapelle nach gotischem Vorbild. Als wäre der verwendete Baustoff nicht schon ungewöhnlich genug, sind es vor allem die Fenster, die Wim Delvoye für seine provokanten Botschaften nutzt. Die Bilder aus Glas zeigen bunte, schwarze und graue Darstellungen von ganz unheiligen Motiven wie Fratzen, Stinkefinger, Totenköpfe und Gebeine, eine ausgesprochen atheistische Botschaft im vermeintlich religiösen Gewand. So verwischt die Grenze zwischen der Schönheit gotischer Sakralbauten und dem Hässlichen der entstellten Gesichter und obszönen Gesten.
Der menschliche Körper als metallene Kloake
Wim Delvoye investiert viel in seine teils ausufernden monumentalen Nachbauten von Fahrzeugen und Gebäuden. Wie die Grenze zwischen schön und hässlich, so verwischt auch die Grenze zwischen Handwerk und Kunst, wenn er ganze Scharen von Kunsthandwerkern damit beschäftigt, seine genau überlegten Zierornamente auszuführen. Dabei nimmt der Künstler ganz bewusst auf bestehende künstlerische Traditionen Bezug und bedient sich gezielt der Erfahrung seiner Mitarbeiter, die er aus verschiedenen Ländern und Kulturräumen rekrutiert. Ein – natürlich umstrittener, wie sollte es bei Wim Delvoye auch anders sein – Höhepunkt seines Schaffens ist das spektakuläre Werk Cloaka, eine in Zusammenarbeit mit kundigen Wissenschaftlern entstandene metallene Nachahmung des komplexen menschlichen Verdauungsapparats, der mithilfe von Enzymen und anderen Stoffen künstliche Fäkalien generiert. Hochtechnologisch ist das, nicht unähnlich dem Ausstattungsstück eines grotesken Horrorfilms. »Künstlerscheiße«, nennt es Wim Delvoye genüsslich – und weidet sich am Zorn derjenigen, die bei diesem Ansatz von Kunst mehr die Fäkalie als das Kunstwerk wittern. Als Reaktion auf die Schmähungen und Proteste entwarf er kurzerhand eine zweite Version, Cloaka – New & Improved, die er voller Stolz in Basel präsentierte.
Mit Tätowierungen zum lebenden Kunstwerk
Wim Delvoye sieht in der Kunst des Tätowierens eine wichtige Möglichkeit, sich kreativ zu artikulieren. Auch dabei entscheidet er sich bewusst für Grenzüberschreitungen, die für viele nur schwer zu ertragen sind. Auf einer Farm in Peking lässt er Ferkel züchten, die er mit seinen Bildern tätowiert und sodann als lebendige Kunstwerke wachsen lässt. Den Schweizer Tim Steiner versah er mit einem aufwendigen Rücken-Tattoo, einer Madonna mit Totenschädel, und verpflichtete ihn vertraglich, das Kunstwerk der Öffentlichkeit zu präsentieren – Steiner sitzt jetzt als lebendiges Kunstwerk bis zu fünf Stunden am Tag unbeweglich da und lässt sich auf den Rücken starren. Nach seinem Tod wird seine Haut abgezogen, präpariert und einem Sammler übergeben, der bereits die stattliche Summe von 150.000 Euro dafür bezahlt hat. Sollte das menschliche Kunstwerk Tim Steiner seinen Käufer überleben, wird die Haut den Erben übergeben. Den Vorwurf unethischen Handelns beantworten die Anhänger von Wim Delvoye mit dem Hinweis, dass Kunst nichts mit Moral zu tun habe – für die Grundlage weitere Diskussionen um den eigenwilligen Belgier ist also gesorgt.
© Kunsthaus Lempertz
Wim Delvoye Preise
Künstler | Kunstwerk | Preis |
---|---|---|
Wim Delvoye | Chapel (August) | €37.200 |