Jan Dibbets beruft sich auch als Fotograf auf die Tradition der Malerei und begreift sich selbst als Maler, nicht als Fotokünstler. Mit seiner Kamera will der niederländische Konzeptkünstler nicht die Wirklichkeit abbilden, sondern aus Fantasie und Geist neue Perspektiven gewinnen.
(...) WeiterlesenJan Dibbets – Neue künstlerische Wege fernab akademischer Lehre
Jan Dibbets wurde am 9. Mai 1941 in Weert in den Niederlanden geboren. Als seine Entscheidung für die Kunst gefallen war, erkannte er schnell, dass er in seiner Heimat nicht die notwendige Entwicklung nehmen konnte, und ging nach England, wo er in London das Central Saint Martins College of Art and Design besuchte. Während dieser Zeit traf er Künstler wie Richard Long, Barry Flanagan und George Passmore, der sich noch nicht mit seinem späteren Partner Gilbert Prousch zusammengetan hatte. All diese heute großen Namen hatten ihren Durchbruch noch nicht erzielt, aber Jan Dibbets spürte, dass der Austausch mit diesen interessanten Persönlichkeiten ihn voranbrachte. Die unkonventionelle Denkweise, die gewollte Distanz zur akademischen Lehre, das alles faszinierte Dibbets, der ebenfalls neue Wege gehen wollte. Dabei kam ihm der Zufall zu Hilfe: Als er 1966 als Anhalter nach Deutschland fahren wollte, nahmen ihn zwei junge Männer mit, die sich während der Fahrt als die Galeristen Paul Maenz und Peter Roehr entpuppten. Sie luden Dibbets zur Teilnahme an einer geplanten Ausstellung über serielle Formationen ein und die Fahrt fand ein anderes Ziel, als ursprünglich geplant war.
Die Fotografie als neues Medium verändert die Welt
Jan Dibbets gab das Malen, das er bei Jan Greegor in Eindhoven studiert und mit dem er seine künstlerische Karriere begonnen hatte, 1967 auf. Nach seiner Rückkehr aus London bezog er die Theorien der Land Art, die er bei Richard Long und anderen kennengelernt hatte, in seine neuen Konzepte mit ein und wählte die Kamera als sein wichtigstes Werkzeug. Jan Dibbets experimentierte mit der Perspektive, spielte mit dem Licht, entwickelte ein neues Verständnis für den Raum. Ein besonderes Interesse brachte der Künstler der Zeit entgegen, deren Ablauf er mit erstaunlich einfachen künstlerischen Mitteln sichtbar und erfahrbar machte. 1972 bespielte er den holländischen Pavillon der Biennale in Venedig und erreichte damit internationale Bekanntheit. Für Jan Dibbets hat die Fotografie die Welt verändert, aber viel zu oft wird sie seiner Ansicht nach nur zur Reproduktion und zur Dokumentation verwendet; stattdessen müsse man sie als neues Medium begreifen und Neues in der Kunst schaffen.
Jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Konrad Fischer
Jan Dibbets fand in Konrad Fischer einen Freund und Galeristen, der ihn über mehrere Jahrzehnte auf seinem künstlerischen Werdegang begleitete. Ein Höhepunkt und Abschluss der Zusammenarbeit stellte die Ausstellung aus Anlass des 80. Geburtstags des Künstlers dar. Dibbets nahm dreimal (1972, 1977 und 1982) an der Documenta in Kassel teil, von 1984 bis 2004 hatte er eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie inne. 1994 markierte Jan Dibbets zu Ehren des Physikers François Arago den Nullmeridian von Paris mit 135 Plaketten. Nachdem das bis dahin wenig beachtete Kunstwerk in dem Roman Sakrileg von Dan Brown eine wichtige Rolle gespielt hatte, erfreuten sich die sogenannten Arago-Medaillons so großer Beliebtheit, dass einige von ihnen sogar gestohlen wurden. Seine Werke sind unter anderem im Solomon R. Guggenheim Museum in New York, im Stedelijk Museum in Amsterdam und im Museum De Pont in Tilburg zu sehen.
Jan Dibbets lebt und arbeitet in Amsterdam.
Jan Dibbets - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: