Julia Feininger

Julia Feininger wurde am 23. November 1880 als Julia Lilienfeld in Berlin geboren. Sie stammte aus wohlsituierten Verhältnissen: Ihr Vater Bernhard Lilienfeld war ein vermögender Kaufmann, ihre Mutter Jeannette Zuntz gehörte der Kaffeehändlerfamilie Zuntz an, in deren Besitz sich die zu dieser Zeit größte Kaffeerösterei Deutschlands befand. Beide Elternteile waren konvertierte Juden. Im kultivierten Umfeld ihres Elternhauses konnte Julia Lilienfeld ihr Interesse an der Kunst entfalten; im Jahr 1900 begann sie zudem eine entsprechende Ausbildung im Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin, die sie jedoch nach einem Semester abbrach, weil sie die Vorgaben als zu streng empfand. An eine berufliche Laufbahn als Künstlerin war kaum zu denken, weshalb sie im Jahr 1903 den Arzt Walter Berg heiratete. Aber auch in ihrer Ehe gab sie die Hoffnung auf eine künstlerische Selbstverwirklichung nicht auf: 1905 begann sie ein Studium an Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule in Weimar.

Julia Feininger lernte im Sommer 1905 den Karikaturisten Lyonel Feininger kennen. Beide trennten sich von ihren Ehepartnern und wagten einen privaten wie beruflichen Neuanfang. Die Künstlerin setzte ihr eigenes Studium fort und ermutigte ihren neuen Partner, die Karikatur aufzugeben und sich stattdessen der Druckgrafik und Ölmalerei zu widmen. Mit ihren Naturskizzen, die im Februar 1906 entstanden, beeinflusste Julia Berg die Karriere ihres späteren Mannes maßgeblich. Im Dezember desselben Jahres wurde in Paris der älteste gemeinsame Sohn Andreas Feininger geboren, der sich als Fotograf einen Namen machte. Im Pariser Café du Dôme fanden Julia Berg und Lyonel Feininger Zugang zu den avantgardistischen Künstlerkreisen. Im September 1908 heiratete das Paar in London. Die Geburt der beiden jüngeren Söhne Laurence Feininger und Theodore Lux Feininger sowie die häuslichen Arbeiten ließen Julia Feininger zunächst kaum Zeit, ihre eigene künstlerische Entwicklung weiterzutreiben. Das änderte sich, als Lyonel Feininger von Walter Gropius als Lehrer an das Bauhaus in Weimar gerufen wurde. Julia Feininger schrieb sich im Kurs ihres Mannes ein und arbeitete außerdem in der Bühnenwerkstatt als Puppendesignerin. 1922 malte Otto Dix ein Porträt der Künstlerin, 1926 wurde sie von Lucia Moholy fotografiert.

Julia Feininger zog mit ihrer Familie nach der Schließung des Bauhauses in Weimar 1926 nach Dessau, wo sie sich mit dem Architekten und Kunstsammler Hermann Klumpp befreundeten. Als die Nationalsozialisten 1932 auch die Schließung des Bauhauses in Dessau erzwangen, gingen Julia und Lyonel Feininger zunächst nach Berlin, fanden dort allerdings keine sichere Heimstatt: Lyonel Feiningers Kunst wurde als »entartet« diffamiert und aus dem öffentlichen Raum verbannt, Julia Feininger wurde ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit wegen angefeindet. So wagte die Familie aus der Not heraus die Emigration in die USA, wo sie ganz von vorne anfangen mussten. Unablässig ermutigte Julia Feininger ihren zu Selbstzweifeln neigenden Mann, seine künstlerische Karriere wieder aufzunehmen und voranzutreiben. Als Julie Feininger veröffentlichte sie mit ihm gemeinsam Monografien über Künstler wie Mark Tobey, Wassily Kandinsky und Paul Klee.

Julia Feininger starb am 7. August 1970 nach langer Krankheit im Syosset Hospital in New York.