Gießerei Gladenbeck

Hermann Gladenbeck - Die Wiederentdeckung des Bronzegusses

Hermann Gladenbeck wurde am 24. Januar 1827 in Berlin geboren. Der Sohn eines Chirurgen absolvierte eine Lehre bei Christoph Heinrich Fischer im Königlichen Gießhaus zu Berlin und begann 1851 eine Laufbahn als selbstständiger Bildgießer. Schon bald etablierte er sich als unumstrittene Koryphäe auf dem Gebiet des nahezu in Vergessenheit geratenen Handwerks des Bronzegusses. Einen ersten prestigeträchtiger Auftrag erhielt Hermann Gladenbeck von dem Bildhauer Christian Daniel Rauch, der drei Reduktionen des von ihm gestalteten Reiterstandbilds Friedrich des Großen bestellte. Die Ausführung stellte Rauch so zufrieden, dass er auch Originalwerke bei Gladenbeck in Auftrag gab. Der beabsichtigte Guss einer Kant-Statue für Königsberg überforderte die Kapazitäten der Gießerei, so dass Hermann Gladenbeck seine Räumlichkeiten erweitern musste. Schließlich nahm er seinen ältesten Sohn Oscar Gladenbeck als Teilhaber auf, um das Geschäft zu bewältigen.

Gladenbecks Glanz schmückt Friedrichshagen

Gladenbeck verlegte nach den großen Erfolgen seinen Sitz im Jahr 1888 nach Friedrichshagen. Dort stand man dem neuen Nachbarn zunächst skeptisch gegenüber, fürchteten die braven Bürger von Friedrichshagen doch, dass fortan Schmutz und Lärm ihrem beschaulichen Kurort sehr zusetzen und seine Attraktivität mindern würden. Doch das Gegenteil war der Fall: Die Ansiedlung Gladenbecks brachte eine Vielzahl begehrter Arbeitsplätze und mehrte den guten Ruf der Stadt, die jetzt gelegentlich sogar den Kaiser persönlich begrüßen durfte, weil Wilhelm II. seine bei Gladenbeck in Auftrag gegebenen Werkstücke begutachten wollte. Neben den verschiedenen deutschen Fürsten und Feldherren entstanden auch zahlreiche Bronzeabbilder deutscher Geistesgrößen. Die äußerst erfolgreiche Firma expandierte immer weiter und wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Streit und Niedergang des Traditionsunternehmens

Gladenbeck wurde im Jahr 1892 von heftigen Streitigkeiten zerrüttet. Geschäftsführung und Geldgeber konnten sich nicht auf eine gemeinsame Vorgehensweise verständigen, und Hermann Gladenbeck wurde mitsamt seinen Söhnen aus der Geschäftsführung der AG entlassen. Die Söhne gründeten zwei eigene Unternehmen, so dass sich Friedrichshagen plötzlich mit gleich drei qualitativ meisterlichen Bronzegießereien namens Gladenbeck schmücken durfte. Inmitten der beginnenden Weltwirtschaftskrise bestand aber nur wenig Bedarf an Denkmälern, und auch der allgemeine Kunstgeschmack wandelte sich mit dem Ende der Kaiserzeit zusehends. Die Firmen der Söhne wurden aufgelöst, und 1926 musste schließlich auch die zuerst gekündete Gladbeck AG den Betrieb einstellen. Hermann Gladenbeck erlebte diese Schmach nicht mehr: Er starb am 11. November 1918 in Friedrichshagen.

Eine anhaltende Schatzsuche beginnt

Die drei Unternehmen mit Namen Gladenbeck haben eine Vielzahl kostbarer Werkstücke produziert, von denen viele verloren sind. Manche wurden eingeschmolzen, andere sind heute noch in verschiedenen Ländern der Welt zu bewundern: das Humboldt-Denkmal in den USA, der Neptunbrunnen in Berlin, das Fritjof-Denkmal in Norwegen und sogar ein Marine-Standbild in Namibia. Von vielen Werkstücken ist der Verbleib nicht bekannt. Erschwerend kommt hinzu, dass selbst Experten nur schwer bestimmen können, aus welcher Firma ein bestimmtes Stück stammt – in der Regel heißt es einfach: »… gegossen bei Gladenbeck.« Auf dem Markt der Sammler genießen die originalen Werkstücke von Gladenbeck einen ausgezeichneten Ruf, und es hat sich geradezu eine Schatzsuche entwickelt, bei der es darum geht, die verlorenen Kostbarkeiten aufzuspüren und wieder ans Licht zu bringen.