Gilbert & George sind ein englisches Künstlerpaar, das vor allem sich selbst zum Thema seiner Kunst gemacht hat. Mit einer großen Bandbreite an stilistischen Ausdrucksmitteln setzen sie ihre Gefühle, Gedanken und Erfahrungen in Szene, wobei sie eine möglichst niedrigschwellige Rezeption anstreben.
(...) WeiterlesenGilbert & George trafen sich beim Kunststudium
Gilbert & George sind die britischen Künstler Gilbert Proesch und George Passmore. Gilbert Proesch, oft auch als Gilbert Prousch geführt, wurde am 17. September 1943 in St. Martin in Thurn, Italien, geboren, studierte zunächst an der Kunstschule Wolkenstein in Gröden und besuchte die Bildhauerschule Hallein in Österreich sowie die Münchener Kunstakademie, bevor er nach England übersiedelte. George Passmore, geboren am 8. Januar 1942 in Plymouth, Großbritannien, verbrachte als Sohn einer alleinerziehenden Mutter seine Kindheit zwar in bescheidenen Verhältnissen, konnte dessen ungeachtet aber Kunst am Dartington College of Arts und an der Oxford School of Art (heute Oxford Brookes University) studieren. Zur ersten Begegnung der jungen Künstler kam es im September 1967, als beide die von Anthony Caro geleitete Skulpturenklasse an der Saint Martin's School of Art (heute Central Saint Martins College of Art and Design) besuchten. George Passmore sei die einzige Person gewesen, die das schlechte Englisch von Gilbert Proesch verstanden habe, und zwischen beiden Männern sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen.
Als »lebende Skulpturen« wurde das Paar berühmt
Gilbert & George leben und arbeiten im Londoner East End, wo sie seit dem Jahr 1968 ein originalgetreu restauriertes Haus aus dem 18. Jahrhundert bewohnen. Sie verstehen das East End als einen Mikrokosmos, der ihnen eine erschöpfende Erfahrung des menschlichen Lebens bietet. Die Menschen sind gleichermaßen Gegenstand und Ziel ihrer Kunst, die Gilbert & George bewusst anti-elitär gestalteten und unter dem Motto »Kunst für alle« einem möglichst breiten Publikum zugänglich machen wollten. Obwohl sie mit verschiedenen Medien arbeiten, bezeichnen sie alle ihre Werke grundsätzlich als »Skulptur«. Folgerichtig präsentierten Gilbert & George schon ihre Zeichnungen der frühen 1970er Jahre als »Kohle auf Papierskulpturen«, den internationalen Durchbruch erlangten sie aber als Performancekünstler, die sich selbst zu »lebenden Skulpturen« erklärten und, mit bunten Metallicfarben bemalt, mechanische Bewegungen ausführend Lieder eines britischen Komiker-Duos sangen. Diese Art der Selbstdarstellung behielten Gilbert Proesch und George Passmore bei, wobei in späteren Jahren anstelle der Live-Aufführungen auch häufig Videoaufzeichnungen traten.
Im Wechsel Provokationen und Auszeichnungen
Gilbert & George haben mit einigen Bilderserien auch Grenzen ausgelotet und heftige Reaktionen provoziert: Neben Nacktheit und Geschlechtsverkehr wurden Körperflüssigkeiten wie Sperma, Urin und Kot zum Thema gemacht. Besonderes Aufsehen erregte im Jahr 1995 ihre Serie mit dem unmissverständlichen Titel Naked Shit Pictures. Das bislang umfangreichste Projekt von Gilbert & George sind die Jack Freak Pictures, eine Aneinanderreihung verzerrter Darstellungen des Union Jack, der britischen Nationalflagge, im Verbund mit Selbstbildnissen der Künstler. Die gesamte Serie ist außerdem mit Verweisen auf das Londoner East End gespickt. Die Farbpalette der Künstler reichte vom schlichten Schwarz-Weiß der Anfangszeit über Gelb- und Rottöne zu immer mehr Farben, bis in späteren Arbeiten wieder dunklere Töne dominierten. Während der Corona-Epidemie und der damit einhergehenden Isolation starteten die Künstler ein neues, zeitgemäßes Projekt: ein Online-Video-Tagebuch. Für ihre Kunst erhielten Gilbert & George Preise und Auszeichnungen, darunter 1986 den Turner Prize. Im Jahr 2005 repräsentierten Gilbert Proesch und George Passmore ihr Heimatland auf der Biennale in Venedig.
Gilbert & George - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: