Dan Graham

Eigentlich wollte Dan Graham Schriftsteller werden

Dan Graham wurde am 31. März 1942 in Urbana, Illinois geboren. Seine Kindheit verbrachte er in New Jersey, mit 14 Jahren zog er ins nahe gelegene Westfield. Zu seinem Vater, einem Chemiker, hatte Graham ein schwieriges Verhältnis; seine Mutter, eine Schulpsychologin, konnte nicht verhindern, dass der Sohn jahrelang mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte. Abseits der High School und zweier Semester Philosophie besaß Dan Graham keinerlei offizielle Bildung, aber er beschäftigte sich geradezu besessen mit dem Werk der umstrittenen Ethonologin Margaret Mead und ihres Kollegen Claude Lévi-Strauss, er bewunderte den Literaturkritiker Leslie Fiedler und verschlang die Autoren des zeitgenössischen französischen Nouveau roman. Diese frühe Phase gipfelte in dem Wunsch, Schriftsteller zu werden. Eine andere Leidenschaft galt der Rockmusik, beide Vorlieben vereinend betätigte er sich eine kurze Zeit als Kritiker. Ein häufig zitierter Text erschien 1969 in der Fachzeitschrift Fusion. Das Verfassen solcher Artikel bot Graham, dem wie vielen anderen Künstlerkollegen die finanziellen Mittel für die Anschaffung teurer Materialien fehlte, eine probate Möglichkeit, seiner Inspiration Ausdruck zu verleihen.

Die "Homes for America" bringen den Durchbruch

Die Trennung von Kunst und Kommerz war Dan Graham wichtig, auf seine Unabhängigkeit legte er Wert. Er habe mit seiner Kunst nie wirklich Geld verdient, stellte er einmal fest – ein Umstand, der sich durch den großen Erfolg der letzten Jahre deutlich gebessert haben dürfte. In seinen frühen Jahren blieb diese Einstellung allerdings nicht ohne wirtschaftliche Folgen: Die Beteiligung an einer Kunstgalerie trug ihm bereits im Alter von 23 Jahren einen belastenden Schuldenberg ein, der ihn schließlich zur Rückkehr nach New Jersey in sein Elternhaus zwang. Ausgerechnet während der langen Zugfahrt kam ihm beim Blick aus dem Fenster die Idee für das Kunstwerk, das ihm den Durchbruch und die Grundlage für eine Laufbahn als Künstler bringen sollte. Die vorbeifliegenden bunten Häuser inspirierten ihn zu seiner berühmten Bilderserie "Homes for America", die das Finch College Museum of Art 1966 als Diashow im Rahmen der Ausstellung "Projected Art" zeigte. Dieses Ereignis machte Dan Graham schlagartig als Konzeptkünstler bekannt und öffnete ihm die Tür zu Ausstellungen und Akademien.

Mehrfacher Documenta-Teilnehmer, Kunst mit Konzept

Dan Graham hatte immer einen Plan. Seine Inspiration brach sich nicht willkürlich Bahn, sondern folgte klaren Linien, die der Künstler mit Bedacht zog. Immer gab es neben dem bloßen Funken auch einen überlegten Gedanken, so verfasste Graham zahlreiche theoretische Schriften, die mit seinen in der Praxis ausgeführten Werken korrespondieren und dem Interessierten einen einzigartigen Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers und auf die Befindlichkeit der Kunstszene seiner Zeit gewähren. Einen Großteil seiner Kunst präsentierte Dan Graham außerhalb seiner Heimat Amerika, zwischen 1972 und 1997 nahm er gleich fünfmal an der Documenta in Kassel teil.

Dan Graham lebte und arbeitete bis zu seinem Tod am 19. Februar 2022 in New York.