Ludwig Emil Grimm

Ludwig Emil Grimm wurde am 14. März 1790 in Hanau geboren. Der jüngste Bruder der berühmten Märchensammler »Brüder Grimm« – Jacob Grimm (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859) –, von diesen und anderen meist »Louis« genannt, begeisterte sich früh für die Schönheit der Natur, die er bei stillen und einsamen Streifzügen durch den Wald erkundete. In Kassel besuchte er von 1803 bis 1805 das Lyceum Fridericianum (Friedrichsgymnasium), im Anschluss studierte er an der wenige Jahre vor seiner Geburt gegründeten Kunsthochschule Kassel zuerst bei Johann Gottlieb Kobold (1769–1809) und dann bei Andreas Range (1762–1835); darüber hinaus erhielt er privaten Unterricht bei dem Galerieinspektor Ernst Friedrich Ferdinand Robert (1763–1843). Ludwig Emil Grimm lernte im Jahr 1807 die Dichter Achim von Arnim (1781–1831) und Clemens Brentano (1778–1842) kennen, für die er mehrere Auftragsarbeiten ausführte – unter anderem illustrierte er den dritten Band von Des Knaben Wunderhorn.

Ludwig Emil Grimm verbrachte mehrere Monate in Heidelberg und zog schließlich weiter nach München, wo er in dem Kupferstecher Carl Ernst Christoph Hess (1755–1828) einen tüchtigen Lehrer fand. Von 1809 bis 1814 konnte Ludwig Emil Grimm dank der finanziellen Unterstützung seiner älteren Brüder Jacob und Wilhelm sowie seiner Freunde Clemens Brentano und Friedrich Carl von Savigny an der Akademie der Bildenden Künste München studieren. Obwohl er dort die Malklasse von Andreas Seidl (1760–1834) besuchte, galt die Radierung als seine Spezialität, während das Malen seine Profession war. Er erfand sogar eigene technische Neuerungen, um seine künstlerischen Vorstellungen besser umsetzen zu können. Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) zeigte sich äußerst angetan von einem radierten Porträt Bettina Brentanos und fand auch sonst nur lobende Worte für die Skizzen und Zeichnungen des jungen Künstlers, der das Wohlwollen des hessischen Kurfürstenpaares auf sich zog und von diesem ein Stipendium erhielt, das ihm die Fortführung seiner Studien ermöglichte.

Ludwig Emil Grimm blickte mit großem Respekt auf seine älteren Brüder, porträtierte sie und ihre wichtigste Quelle, Dorothea Vielmann, und illustrierte mehrere der gesammelten Märchen. Bildnisse radierte er am liebsten, häufig die Gelehrten aus dem Freundeskreis seiner Brüder, aber auch Künstler wie Heinrich Heine (1797–1856) und Niccolò Paganini (1782–1840). Ludwig Emil Grimm wäre trotz seines großen Ruhmes als Grafiker gerne Maler geworden und schuf rund 60 Ölgemälde, unter denen wiederum ein Bildnis, nämlich das Porträt der Meline von Guaita, besondere Anerkennung erhielt. Außerdem malte er häufig Historienbilder mit christlichen Motiven. Im August 1831 veröffentlichte er über den Frankfurter Verleger Carl Friedrich Vogel sein berühmtes Verfassungsbild, dass das Treffen zwischen dem hessischen Kurfürsten Wilhelm II. und einer Bürger-Delegation zeigte. 1832 erhielt Ludwig Emil Grimm Professor die von ihm lange gewünschte Professur an der Kasseler Kunstakademie, 1835 gehörte er zu den Gründern des Kunstvereins für Kurhessen, der im heutigen KasselerKunstVerein aufgegangen ist. Im Jahr 2017 waren Radierungen des jungen Grimm-Bruders während der documenta 14 in Kassel in der Neuen Galerie zu sehen.

Ludwig Emil Grimm starb am 4. April 1863 in Kassel.