Zaha Hadid

Zaha Hadid wurde am 31. Oktober 1950 in Bagdad geboren. Sie entstammte einer äußerst wohlhabenden Familie, die sich westlichen Werten gegenüber aufgeschlossen zeigte. Ihr Vater hatte an der London School of Economics studiert und neigte den sozialdemokratischen Positionen der Fabian Society zu; außerdem bewunderte er die Ökonomen Sidney Webb, John Maynard Keynes und Hugh Dalton. Das Haus der Familie Hadid in Bagdad gehörte zu den weltweit ersten Gebäuden im Bauhaus-Stil. In diesem liberalen und geistig anregenden Umfeld verbrachte Zaha Hadid ihre Kindheit, erhielt wie ihre beiden Brüder eine gute Ausbildung und studierte zunächst Mathematik an der American Academy of Beirut, ehe sie 1972 in London ein Architekturstudium an der Architectural Association School (AA) begann. Schon als Kind hatte sie ihr eigenes Kinderzimmer neu entworfen und dabei so viel Talent gezeigt, dass ihr Entwurf als Vorlage für andere Kinderzimmer in Bagdad übernommen wurde. Einer ihrer Lehrer war der niederländische Architekt Rem Kohlhaas, in dessen Office for Metropolitan Architecture (OMA) sie nach ihrem Studium eine vorübergehende Anstellung fand.

Zaha Hadid eröffnete im Jahr 1980 in ihrer Wahlheimat London ihr eigenes Architekturbüro. Durch ihre Tätigkeit als Dozentin an der AA scharte sie eine wachsende Zahl von Anhängern um sich und konnte bald ihre ersten eigenen Projekte verwirklichen. Mit ihrem ambitionierten Entwurf für einen Freizeit- und Erholungspark in Hongkong setzte sich Zaha Hadid gegen 600 Mitbewerber durch und gewann einen Preis von 100.000 US-Dollar, das Projekt wurde allerdings infolge der Rückgabe Hongkongs an die Volksrepublik China nie verwirklicht. Trotzdem brachte der unvollendete Peak Leisure Club Hadid viel Aufmerksamkeit und führte 1983 den deutschen Architekten Patrik Schumacher für ein Praktikum in ihr Büro, 1988 wurde er vollwertiger Mitarbeiter und 2002 schließlich Teilhaber. Obwohl Hadid als einzige Frau an der wegweisenden Deconstructivist Architecture-Ausstellung im Museum of Modern Art in New York teilnahm und darum als eine Pionierin des Dekonstruktivismus galt, fühlte sie sich diesem nicht verpflichtet, sondern bemühte sich um eine neue architektonische Formensprache für die Moderne. Dabei überforderten ihre Ideen lange Zeit ihre Auftraggeber und viele Projekte kamen nicht über Pläne und Entwürfe hinaus.

Zaha Hadid gelang 1993 der ersehnte und überfällige Durchbruch mit ihrer Feuerwache für das Vitra-Werk in Weil am Rhein. Der vollkommen auf rechte Winkel verzichtende Bau wird heute als Museum genutzt. Obwohl sie sich an dem altbekannten Bauhaus-Mantra »form follows function« ausrichtete, gelang ihr die Entwicklung eines einzigartigen und futuristischen Stils, der sie auf der ganzen Welt bekannt machte. Ihre Begeisterung für augenfällige Kurvenkonstruktionen brachte ihr den Spitznamen »Königin der Kurven« ein. Die Verbindung von revolutionärem Design und hoher Funktionalität zeichnen die Bauten Zaha Hadids aus. Schon früh setzte sie sich außerdem mit dem wichtigen Thema Nachhaltigkeit auseinander und bemühte sich um eine umweltfreundliche Bauweise.Für ihr bahnbrechendes Werk erhielt Zaha Hadid Preise und Auszeichnungen in großer Zahl, darunter 2003 den Mies van der Rohe Award for European Architecture, 2004 als erste Frau den Pritzker-Preis, 2009 den Praemium Imperiale und 2010 und 2011 jeweils den Stirling-Preis.

 

Zaha Hadid starb am 31. März 2016 in Miami, Florida.