Rudolf Hausner schuf einen neuen Adam und entdeckte durch ihn die Welt. Als Mitgründer und wichtiger Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus wurde der Österreicher zu einem international gefeierten Künstler, der mit seinem Werk tief unter die Oberfläche des Daseins blickte.
(...) WeiterlesenRudolf Hausner – Die Malerlaufbahn begann mit einem Ausstellungsverbot
Rudolf Hausner wurde am 4. Dezember 1914 in Wien geboren. Sein Vater, ein kaufmännischer Angestellte, betätigte sich als Sonntagsmaler, kopierte mit beträchtlichem Geschick die alten Meister und vermittelte seinem Sohn früh die Begeisterung für die bildende Kunst. Er besuchte von 1923 bis 1925 das heutige Erich Fried Realgymnasium, im Anschluss bis 1931 das Realgymnasium Schottenbastei und begann dann sein Studium bei Carl Fahringer und Karl Sterrer an der Akademie der bildenden Künste Wien. Als Student bewunderte Rudolf Hausner Paul Cézanne und Vincent van Gogh, widmete sich aber auch dem umstrittenen Werk der deutschen Expressionisten Emil Nolde, Max Pechstein und Ernst Ludwig Kirchner. Mit seiner Malweise erregte der junge Künstler den Unmut der Nationalsozialisten, die ihn nach dem »Anschluss« Österreichs 1938 an den NS-Staat mit einem Ausstellungsverbot belegten. Rudolf Hausner blieb aber in diesen schwierigen Jahren nicht untätig, sondern verfeinerte seine Fähigkeiten, ehe er 1941 in die Wehrmacht eingezogen wurde.
Ein Kriegstrauma führte den Künstler auf surrealistische Pfade
Rudolf Hausner wurde 1942 mit drei anderen Soldaten in einem Blockhaus in der slowakischen Tatra eingeschlossen und entwickelte in der traumatischen Enge dieser Zwangssituation sein Bewusstsein für die Strukturen des Unbewussten. Diese Erfahrung veränderte das künstlerische Schaffen Rudolf Hausners nachhaltig: Psychologische Auslotungen bestimmten nun vorrangig Inhalt und Sprache seiner Bilder. 1946 bildete er gemeinsam mit Fritz Janschka, Edgar Jené, Wolfgang Hutter und Ernst Fuchs eine surrealistische Gruppe im Wiener »Art-Club«, der sich später auch Arik Brauer und Anton Lehmden anschlossen. Auf einer gemeinschaftlichen Ausstellung sorgte Hausners Bild Aporisches Ballett für so massive Besucherproteste, dass es gleich dreimal zeitweilig entfernt werden musste. Die 1950er Jahre waren für den Künstler von so starken wirtschaftlichen Problemen geprägt, dass er sich darauf einließ, den Archivar Heinz Grill bei der Verhehlung von gestohlenem Edelmetall zu unterstützen. Im Rahmen der sogenannten »Grill-Affäre« wurde Rudolf Hausner zu zwei Jahren Haft verurteilt. Erst 1960 konnte er sein erstes Bild verkaufen und als Maler Geld verdienen.
Mit Pinsel und Leinwand in die Tiefen der menschlichen Seele
Rudolf Hausner widersetzte sich der vorherrschenden abstrakten Malerei, mit der sich die deutsche und österreichische Kunstszene nach dem Krieg bewusst von allem absetzen wollte, was an die ästhetischen Dogmen der Nationalsozialisten erinnerte. Hausner griff trotzdem auf wiederkehrende figürliche Motive zurück, auf den »Narrenhut« oder das »Kind im Matrosenanzug«, vor allem aber auf die Figur, die sein künstlerisches Alter Ego verkörperte: den »Adam«. Mit dieser Figur, nach dem biblischen ersten Menschen benannt, erkundete Hausner die Landschaften der menschlichen Seele. Seine Bilder wurden als gemalte Psychoanalyse, er selbst als Sigmund Freud mit Pinsel und Leinwand gefeiert. Mit seiner virtuosen altmeisterlichen Lasurtechnik erzielte Hausner leuchtende Farben und räumliche Tiefe. Für seine Kunst erhielt Rudolf Hausner Preise und Auszeichnungen, darunter 1969 den Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst, 1970 den Österreichischen Staatspreis für Malerei und 1984 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Er nahm an der documenta II in Kassel teil, war Gastdozent in Hamburg und Tokio und pflegte freundschaftlichen Umgang mit Künstlern wie Viktor Brauner, Paul Delvaux und René Magritte.
Rudolf Hausner starb am 25. Februar 1995 in Mödling, Niederösterreich.
Rudolf Hausner - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: