Walter Hege

Walter Hege wurde am 12. November 1893 in Naumburg an der Saale geboren. Der Sohn eines Glasers absolvierte nach der Schule zunächst eine Ausbildung zum Dekorationsmaler. Im Ersten Weltkrieg musste er an die Front und wurde dort so schwer verwundet, dass er bereits 1915 vorzeitig nach Hause zurückkehren durfte. Zwischen 1918 und 1929 studierte Walter Hege Porträtfotografie bei Hugo Erfurth (1874–1948) an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Nach dem erfolgreichen Abschluss seines Studiums betätigte er sich in Naumburg als freier Fotograf, erteilte zur gleichen Zeit aber auch Mal- und Zeichenunterricht. Eine Serie von Scherenschnitten zu dem Lied Die Hussiten vor Naumburg von Karl Friedrich Seyferth (1809–1865) brachte ihm überregionale Bekanntheit und wurde von dem Grafiker Heinz Schiestl (1867–1940) für das von ihm gestaltete Notgeld der Stadt Naumburg verwendet. Seine ausgeprägte Neigung zur bildenden Kunst führte ihn neben seiner Brotarbeit an die Bauhaus-Universität Weimar, wo er ab April 1921 Kurse besuchte.

Walter Hege erwarb sich 1925 große Anerkennung als Architekturfotograf mit zwei Bildbänden über den Naumburger Dom und den Kölner Dom; die Texte zu den Fotografien stammten von dem angesehenen Kunsthistoriker Wilhelm Pinder (1878–1947). Die Zusammenarbeit mit Pinder setzte sich in den 1930er Jahren fort und brachte eine große Reihe richtungsweisender Fotografien von Plastiken und Architektur hervor, die für die kunstgeschichtliche Forschung Maßstäbe setzten. 1936 schuf Walter Hege mit dem Kunsthistoriker Richard Hamann (1879–1961) den Bildband Olympische Kunst, der ebenfalls eine positive Rezeption erfuhr. Neben der Fotografie interessierte sich Hege auch für das Filmemachen und trat als Regisseur und Kameramann in Erscheinung. Auf diesem Gebiet kam es zur Zusammenarbeit mit Leni Riefenstahl (1902–2003) und Luis Trenker (1892–1990); für Letzteren war Walter Hege zum Beispiel bei dem Film Condottieri (1937) neben Albert Benitz (1904–1979) und Klaus von Rautenfeld (1909–1982) für die Kameraführung verantwortlich.

Walter Hege war seit März 1928 verheiratet mit Elisabeth Margarete Gräfin von der Schulenburg aus dem Haus Wolfsburg (1892–1976), aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor. Nach dem Krieg arbeitete Hege weiter als Fotograf. Während er als Künstler völlig unumstritten war, wurde ihm die mitunter deutliche propagandistische Färbung seiner Werke während des Nationalsozialismus zum Vorwurf gemacht. Für sein fotografisches Werk erhielt Walter Hege Preise und Auszeichnungen, darunter 1955 die David-Octavius-Hill-Medaille der Gesellschaft deutscher Lichtbildner. Sein Nachlass befindet sich seit 1961 größtenteils in Köln und zu einem kleinen Teil im Deutschen Archäologischen Institut in Athen, einzelne Werke auch im Bildarchiv Foto Marburg, das auf seinen früheren Koautoren Richard Hamann zurückgeht, sowie im Stadtmuseum Naumburg. In Naumburg wurde zu Ehren des Fotografen auch eine Straße nach ihm benannt: der Walter-Hege-Weg.

Walter Hege starb am 29. Oktober 1955 in Weimar.