Hermès

Thierry Hermès (1801–1878) gründete im Jahr 1837 in Paris eine Sattlerwerkstatt. Der in Krefeld geborene und ausgebildete Nachfahre hugenottischer Auswanderer produzierte zunächst hochwertiges, zugleich aber schlichtes Pferdegeschirr und Zaumzeug und erweiterte 1867 sein Sortiment um Sättel; im selben Jahr gewann er für seine technische Raffinesse eine Medaille auf der Pariser Weltausstellung. Die große Auswahl an edlem Rüstzeug sprach vor allem eine wohlhabende Klientel an und brachte dem jungen Unternehmen ein rasches Wachstum. Unter Thierrys Sohn Charles-Émile Hermès (1835–1919), der nach dem Tod des Vaters die Leitung der Firma übernahm, expandierte die Firma weiter und bezog größere Geschäftsräume. Mit der Erfindung und zunehmenden Verbreitung des Automobils wandelte sich der Lebensstil und der Bedarf nach maßgeschneidertem Pferdegeschirr ging zurück. 1922 erweiterte Émile Hermès (1871–1951), der Enkel des Firmengründers, das Sortiment um Kleinlederwaren, außerdem lizenzierte er exklusiv den neuartigen Reißverschluss, den er auf einer Reise nach Kanada kennengelernt hatte, für sein Haus.

Émile Hermès zeigte sich neuen Einflüssen gegenüber äußerst aufgeschlossen und begründete eine umfassende Kunst- und Kuriositätensammlung, die von seinen Nachfolgern beständig erweitert wurde und bis heute als unerschöpfliche Quelle der Inspiration für die Designer des Hauses Hermès dient. In den 1920er Jahren entstanden auch die ersten Kleidungs- und Schmuckstücke sowie Uhren und Sandalen. 1937 kam mit dem Modell Jeu des omnibus et dames blanches das weltberühmte Seidentuch (carré) auf den Markt – das erste aus einer langen Reihe von edlen Tüchern und Schals für Damen, deren häufige Motivwahl aus dem Reitsport auf die Wurzeln der Firma verweist. 1951 übernahm Robert Dumas (1898–1978), Émiles Schwiegersohn, die Verantwortung für das Unternehmen. Er zeichnete für einige der erfolgreichsten Produkte verantwortlich: Neben dem Carré Hermès entwarf er auch eine Damenhandtasche, die unter dem Namen Kelly Bag weltberühmt wurde – benannt nach der Schauspielerin Grace Kelly, die das Modell auf einer Titelseite der Zeitschrift Life getragen und damit weithin bekannt gemacht hatte. Ähnlich erfolgreich war auch die Birkin Bag, die ihren Namen der Schauspielerin Jane Birkin verdankt und deren Popularität durch die Verwendung in der TV-Serie Sex and the City sehr gesteigert wurde.

Hermès macht nach wie vor seine größten Umsätze mit Lederwaren, bietet aber darüber hinaus mit Erfolg Schmuck, Uhren, Seidenstoffe und Parfüm an, man ist neben Chanel der einzige Parfümanbieter, der eigene Parfümeure beschäftigt. In den 1970er Jahren führten sinkende Umsätze zu einer Modernisierung der Kollektionen, für die vor Jean-Louis Dumas (1938–2010) zeichnete, der auch durch auffällige Werbekampagnen und kluge Geschäftsstrategien wie die stärkere Anbindung von Zulieferern die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens stellte. Immer wieder kommt es zur Zusammenarbeit mit namhaften Designern wie Jean-Paul Gaultier, Thomas Maier oder Martin Margiela. 1993 erfolgte der Börsengang, wobei die Familie Hermès 80 Prozent der Anteile behielt. Seit 2014 lenkt mit Axel Dumas der Urenkel des Firmengründers die Geschicke des Unternehmens, das 2021 einen Umsatz von 6,39 Milliarden Euro generierte und dessen Produkte nur bei firmeneigenen Boutiquen oder ausgesuchten Händlern erhältlich sind.