Hans Hollein inszenierte die Architektur neu, gebrauchte emotionale, sinnliche, symbolische und pathetische Elemente und legte früh Wert auf einen nachhaltigen Umgang mit Baumaterialien. Der Österreicher verstand seine Arbeit als Kunst und gilt als Pionier der architektonischen Postmoderne.
(...) WeiterlesenHans Hollein empfing in den USA viele frühe Impulse
Hans Hollein wurde am 30. März 1934 in Wien geboren. Als Sohn eines Elektroingenieurs und Spross einer Familie von Bergbauingenieuren bekam er das technische Verständnis in die Wiege gelegt. Nach dem Besuch der Bundesgewerbeschule in Wien studierte er bei Clemens Holzmeister an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Ein Stipendium erlaubte Hollein die Fortsetzung seiner Ausbildung in den USA, wo er viele prägende Impulse empfing. Zunächst studierte er in Chicago am Illinois Institute of Technology, dann erwarb er den Master of Architecture an der University of California in Berkeley. Während Hans Hollein mit dem Auto durch die Vereinigten Staaten und Mexiko reiste, beschäftigte er sich mit den von seinem Landsmann Rudolph Michael Schindler erbauten Villen ebenso wie mit den Pueblos der nordamerikanischen Indianer. Bei seiner Rückkehr nach Wien traf Hans Hollein auf eine im Aufbruch befindliche junge Kunst- und Architekturszene, die sich vom reinen Funktionalismus der Nachkriegsarchitektur distanzieren und neue Wege beschreiten wollte.
Hollein wollte das Alte verstehen, aber nicht kopieren
Hans Hollein wollte nach seinen eigenen Worten »die Architektur vom Bauen befreien«, Architektur nicht als Bauwerk, sondern als Kunstwerk denken. Insbesondere die nach dem Krieg häufig praktizierte Fließbandbauweise war ihm ein Dorn im Auge, und bereits mit seinem ersten großen Auftrag, der Boutique Retti in Wien, gelang ihm eine faszinierende Stilmischung aus Pop-Art und Art Deco. Seine Inspiration schöpfte er aus der Kunst- und Architekturgeschichte, wobei es ihm ausdrücklich darum ging, nicht einfach aus einem Vorrat bestehender Meisterwerke das Gefällige zu greifen, sondern vielmehr dessen Herkunftsgeschichte zu verstehen und daraus eigene, neue Konzepte abzuleiten. Dieses erste Projekt war ein großer Erfolg, fand internationale Beachtung und wurde mit dem amerikanischen Reynolds-Award prämiert. In den folgenden Jahrzehnten entwarf er Museen, Konzerthallen, Kulturzentren und sogar einen Wolkenkratzer in Europa, den USA, China, Japan und Saudi-Arabien. Zu seinen berühmtesten Werken zählen das Haas-Haus in Wien und das Museum Abteiberg in Mönchengladbach.
»Alles ist Architektur« war das Mantra von Hans Hollein
Hans Hollein war mehr als nur ein Architekt, er war Designer, Bildhauer und Objektkünstler, erkannte tiefere Zusammenhänge, zog verbindende Linien und stellte geltende Maßstäbe infrage. Neben seiner preisgekrönten Architektur entwarf Hollein Möbel, Konzertflügel und Türklinken; er gestaltete Bühnenbilder und verantwortete Ausstellungen. Von 1964 bis 1970 war Hans Hollein Redakteur der Wiener Zeitschrift Bau. Für den Künstler war diese Vielseitigkeit folgerichtig und selbstverständlich, denn nach seinem berühmt gewordenen Mantra ist alles Architektur. Holleins Pläne brachten es mitunter auch dann zu Weltruhm, wenn sie gar nicht ausgeführt wurden: Das für Guggenheim konzipierte Museum im Salzburger Mönchsberg, das in den Berg hinein gebaut werden sollte, ging als Idee um die Welt. Für sein Werk erhielt Hans Hollein Preise und Auszeichnungen in großer Zahl, darunter 1954 die Goldene Füger-Medaille, 1974 den Architekturpreis der Stadt Wien, 1983 den Deutschen Architekturpreis, 1985 den Pritzker-Preis, 1997 das Große Bundesverdienstkreuz und zuletzt 2009 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Hans Hollein starb am 24. April 2014 in Wien.
Hans Hollein - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: