Jenny Holzer

Jenny Holzer - Erst abstrakte Malerin, dann Konzept- und Installationskünstlerin

Jenny Holzer wurde am 29. Juli 1950 in Gallipolis geboren. Ihr Vater war ein deutscher Autohändler, ihre Mutter eine Reitlehrerin; ihre Kindheit verbrachte sie in Lancaster. Nach Abschluss der High-School studierte sie an verschiedenen Universitäten in Durham und Ohio und belegte an der University of Chicago zwei Semester Zeichnung und Druckkunst. 1972 machte sie ihren Bachelor Degree of Fine Arts. Von 1975 bis 1977 besuchte sie im Anschluss in New York die Rhode Island School of Design, die sie mit dem Master Degree of Fine Arts verließ. Im selben Jahr zog sie nach New York City und nahm dort am Whitney Museum of American Art am Independent Study Program teil. Hier arbeitete Jenny Holzer erstmals mit Text als Kunstform, nachdem sie zuvor in erster Linie als abstrakte Malerin in Erscheinung getreten war. Berühmt wurde sie aber als Konzept- und Installationskünstlerin, ihren Durchbruch feierte Jenny Holzer mit den sogenannten »Truisms«, einzeilige Texte, die sie von 1977 bis 1979 als anonyme Poster überall in Lower Manhattan verbreitete.

LED-Leuchtbänder als Botschafter für den öffentlichen Raum

Jenny Holzer selbst begründete ihre Hinwendung zur Sprache als zentralem Gestaltungselement mit ihrer ungenügenden Begabung, sich malerisch auszudrücken. Sie wolle mit ihrer Kunst ein Publikum erreichen, den öffentlichen Raum besetzen, eine klare Botschaft vermitteln, ohne den mahnenden Zeigefinger zu erheben, wahrhaftig und humorvoll, beschrieb die Künstlerin ihr Anliegen. Dafür nutzt sie inzwischen nicht mehr nur einfache Poster, sondern hat über T-Shirts, Aufkleber und Sitzbänke in Sonderheit LED-Leuchtbänder als das Mittel ihrer Wahl ausgemacht. Eine solche LED-Installation war es auch, die Jenny Holzer 1982 weit über die Grenzen der USA hinaus berühmt machte: Die riesige LED-Leuchttafel auf dem New Yorker Time Square grüßte die Passanten mit nachdenklichen Texten, die unter anderem auf Machtmissbrauch und voreilige Wünsche anspielten. Bei ihren Installationen wirft Jenny Holzer nicht einfach nur Texte in den Raum, sondern spielt bei ihren Projektionen auch überlegt mit Tempo, Farbe, Form und Rhythmus.

Viel beachtete Installationen in den USA und in Deutschland

Trotzdem betont Jenny Holzer, dass nicht der Effekt, sondern die Botschaft im Mittelpunkt ihrer Kunst steht, die inzwischen auch Deutschland erreicht hat und den Deutschen Bundestag, für den sie eine großdimensionierte Installation am Nordeingang des Reichstaggebäudes errichtete: Auf digitalen Leuchtschriftsäulen laufen ausgewählte Reden von Parlamentariern ab, gelegentlich unterbrochen durch blinkende Zwischenrufe. Für die Stadt Wiesbaden entwarf die Künstlerin ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus, das letztlich aber nicht verwirklicht wurde. Auch der Malerei, der sie eigentlich den Rücken gekehrt hatte, schenkte Jenny Holzer zwischenzeitlich wieder ihre Aufmerksamkeit: Für ihre »Dust Paintings« übermalte sie amerikanische Staatsdokumente mit Farbe. Ihre Themen sind die großen Streitfelder Welt: Politik, Feminismus, Aids, Gender und Umwelt. Für die Amerikanerin ist Sprache ein starkes Bild, wenn man denn richtig mit ihr zu malen versteht.