Thomas Kiesewetter

Thomas Kiesewetter - Meisterschüler bei Raimund Girke, Entdeckung der Bildhauerei

Thomas Kiesewetter wurde 1963 in Kassel geboren. Sein früh erwachtes Interesse an der bildenden Kunst konzentrierte sich zunächst auf die Malerei. Diese studierte er von 1988 bis 1994 an der Universität der Künste in Berlin. Dabei bewies Thomas Kiesewetter so viel Talent und Geschick, dass er in seinem letzten Studienjahr von dem für seine äußerst disziplinierte und sachbezogene Arbeitsweise bekannten deutschen Maler Raimund Girke als Meisterschüler angenommen wurde. Trotz dieser anfänglichen Erfolgserlebnisse auf dem Gebiet der Malerei fand der junge Künstler jedoch hier nicht die sehnlichst gewünschte und gesuchte schöpferische Ausdrucksmöglichkeit. Das Gefühl der ausbleibenden tiefen künstlerischen Befriedigung bewog Thomas Kiesewetter zu vielfältigen Experimenten, die ihn schließlich von der Malerei weg hin zur Bildhauerei führten. Auf dem weiten Feld der Skulptur konnte er im Jahr 2000 endlich seine individuelle kreative Sprache definieren und in den Folgejahren immer weiter zur Ausreifung bringen.

Der Bildhauer als Bastler, Handwerker und Lackierer

Thomas Kiesewetter nahm bei der Entwicklung seiner bildhauerischen Ausdrucksweise eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Einflüsse auf. Insbesondere die Besonderheiten der afrikanischen Skulptur und die Formen des Kubismus scheinen in Kiesewetters Werk wider. Von seinem Werk begeisterte Kritiker ziehen Vergleiche mit den großen Namen der Bildhauerei: mit dem Briten Anthony Caro, dem Amerikaner Robert Rauschenberg, dem Franzosen Raymond Duchamp-Villon. Aber Thomas Kiesewetter ist vor allem Thomas Kiesewetter und als solcher recht unverwechselbar: Ein Markenzeichen sind die häufig monochromen, in leuchtenden Farbtönen gehaltenen Lackierungen seiner Objekte. Mit deren sorgfältigem Auftrag kaschiert der Künstler aber nie die Nahtstellen und Konstruktionsspuren seiner Arbeiten. Immer bleibt der Arbeitsweg des versierten Meisters sicht- und nachvollziehbar. Kiesewetter nietet, biegt, schweißt, schraubt, stützt ab und steckt zusammen: der Bildhauer als Bastler und Handwerker. Das wirkt alles spielerisch, nicht zuletzt wegen der häufig plakativen Buntheit, folgt aber immer einem klaren Plan.

Spielen und Brechen mit etablierten Formen

Thomas Kiesewetter nutzt bevorzugt industrielles Material, setzt überwiegend auf Metallblech. Am Anfang eines Arbeitsprozesses wird der frühere Maler und heutige Bildhauer zum Zeichner: Eine Skizze entsteht, auf der die Formen und Proportionen der Figuren entworfen und erprobt werden. Linien und Flächen werden zueinander in Bezug gesetzt und schließlich auf ein erstes Modell aus Holz oder Pappe übertragen. Die einzelnen Modelle kombiniert der Künstler wiederum zu einem ersten dreidimensionalen Entwurf der angestrebten Skulptur. Diese entsteht am Ende der Kette aus Versuchen und Werkschritten aus einzelnen Edelstahlblechen. Erst wenn die endgültige Form gefunden wurde, kommt die Farbe hinzu. Bei vielen seiner Arbeiten spielt der Künstler gekonnt mit den Gesetzen von Licht und Statik. Die Sachlichkeit des Konstruktivismus, die Thomas Kieswetters Werk oft zugeschrieben wird, befindet sich in steter Spannung mit der geradezu avantgardistisch-dekonstruktivistischen Auflösung der etablierten Formen und Flächen, die der Künstler betreibt.

Thomas Kiesewetter lebt und arbeitet heute überwiegend in Berlin.