Heinrich Koch

Heinrich Koch - Bildhauerei als Fixpunkt vielseitiger künstlerischer Interessen

Heinrich Koch wurde am 20. August 1896 als Jindřich Koch in Uherské Hradiště (Ungarisch Hradisch) in Südmähren Österreich-Ungarn, heute Tschechien, geboren. Er besuchte von 1908 bis 1915 das Gymnasium in seiner Heimatstadt und studierte während des Ersten Weltkriegs in Wien Jura. Sein privates Interesse galt bereits während seiner Studienjahre der Kunst, insbesondere der Bildhauerei, die er ab 1918 an der Wiener Akademie der bildenden Künste zu studieren begann. Dieses Studium setzte Heinrich Koch später in Prag fort, doch ist ungewiss, ob er es tatsächlich abschloss. Bezeugt ist er seit dem Sommer 1922 als Schüler am Bauhaus, zunächst in Weimar, dann ab 1925 in Dessau. Während die Bildhauerei das zentrale Thema seiner Studien blieb, beschäftigte sich Heinrich Koch zeitweilig auch mit der Wandmalerei und den Bereichen Druck- und Reklame, außerdem besuchte er die Metallklasse von László Moholy-Nagy. Seine Begeisterung für die Musik lebte er als Mitglied der Bauhaus-Band aus.

In der Meisterklasse von Hans Finsler begann die Fotografenkarriere

Heinrich Koch arbeitete nach der Beendigung seiner Studien zunächst als Innenarchitekt. Der Börsenkrach im Oktober 1929 führte jedoch zu einer derart schlechten Auftragslage, dass er diese Arbeit wieder aufgab und einen Neuanfang versuchte. In der Fotoklasse der Staatlich-städtischen Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale fand er in Hans Finsler einen äußerst kompetenten Lehrer, der ihn mit den Prinzipien der Neuen Sachlichkeit vertraut machte. Obwohl Koch seine fotografische Karriere als Laie begann und insgesamt nur zwei Jahre auf das Erlernen des Fotografierens verwandte, zeigte er ein so großes Geschick, dass der anspruchsvolle Finsler ihn zu seinem Assistenten machte. In Halle heiratete Heinrich Koch auch seine frühere Bauhaus-Kollegin Benita Otte, die seit 1925 die Weberei in den Werkstätten auf Burg Giebichenstein leitete. Als sein Lehrer Finsler an die Kunstgewerbeschule Zürich wechselte, trat Koch seine Nachfolge an. Anders als sein Vorgänger ließ er seinen Studenten mehr künstlerische Freiräume und konzentrierte sich auf die Vermittlung technischer Hintergründe.

Ein ungeordneter und umfangreicher fotografischer Nachlass

Heinrich Koch konnte seine Lehrtätigkeit auf Burg Giebichenstein nur kurz ausüben, weil die Machtergreifung der Nationalsozialisten zur Entlassung aller ehemaliger Bauhaus-Mitarbeiter sowie der Schließung der Fotoklasse führte. Koch kehrte nach Prag zurück und fand dort Anstellung am Prager Nationalmuseum als Fotograf. In dem kurzen Zeitraum, in dem Heinrich Koch als Fotograf tätig war, entstand eine große Menge an Bildern, zu denen vor allem Porträts und Landschaftsaufnahmen zählen. Koch blieb anders als sein Lehrer Finsler nicht bei der Sachfotografie stehen, sondern widmete sich einem breiten Spektrum an Motiven, wobei sein Werk aufgrund der tragischen Umstände nicht als abgerundet oder gar homogen betrachtet werden kann. Viele Bilder weisen Merkmale der Neuen Photographie auf, indem ihre Motive aus dem umgebenden Kontext herausgelöst und in teils eng gefassten Ausschnitten als Struktur oder Form wiedergegeben werden.

Heinrich Koch starb am 1. März 1934 in Prag bei einem Autounfall.