Mischa Kuball wünscht sich Kunst, die Grenzen sprengt: Die Enge der Museen und Galerien will er überwinden, mit seinen Lichtinstallationen in die Öffentlichkeit drängen und sie zu einem Teil der Gesellschaft machen.
(...) WeiterlesenMischa Kuball - Die Eroberung des öffentlichen Raumes durch Licht
Mischa Kuball wurde am 20. September 1959 in Düsseldorf geboren. Schon zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn in den 1970er-Jahren interessierte ihn der öffentliche Raum, den er als Bühne und Inspiration für seine Projekte begriff. Im Zentrum seiner Arbeit stand schnell das Licht, das für ihn Pinsel, Zeichenstift, Hammer und Meißel zugleich ist – vor allem aber eine Möglichkeit, gewaltfrei Grenzen, auch die des Eigentums, zu überwinden und eigentlich fremde Räume zu besetzen. Weil das Private in den Augen des Künstlers immer auch politisch ist, scheute Mischa Kuball auch vor der Beteiligung an Hausbesetzungen nicht zurück. Mit seinen Lichtprojektionen lenkte er die öffentliche Aufmerksamkeit auf leerstehende Wohnungen und beschleunigte so deren Vermietung – die Eigentümer hatten durch das künstlerische Schlaglicht plötzlich Angst vor weiteren Besetzern. Trotz dieser unzweifelhaft politisch geprägten Aktionen beharrt der Künstler darauf, keiner politischen Agenda zu folgen, sondern allein der Kunst zu dienen.
Aktionen, Raumdeutungen und philosophische Erwägungen
Mischa Kuball konnte seine Arbeit durch mehrere Förderpreise und Stipendien vorantreiben. Auf diese Weise konnte er sich in New York, Brasilien und Japan engagieren. Während einer Aktion in Südkorea erreichte ihn das Angebot, auch im nordkoreanischen Pjöngjang eine seiner gefeierten Installationen zu errichten – eine Möglichkeit, die Mischa Kuball ungeachtet aller Risiken sofort ergriff. Viel zu tief ist im Bewusstsein des Künstlers das Verlangen verankert, Grenzen zu erweitern, zu verändern, aufzulösen. So entsteht eine Vielzahl neuer Räume, (Aus-)Wege, Brücken, erzeugt und erschlossen durch zielgenau ausgeführte Projektionen von Licht. Dabei ist die Kunst Mischa Kuballs nicht ästhetischer Selbstzweck, sondern verfolgt häufig konkrete Ziele: In Köln protestierte Kuball gegen die Schließung der Kunst- und Museumsbibliothek, in Bosnien für den Erhalt der letzten verbliebenen Kunstgalerie. Mitunter schöpft die Kunst von Mischa Kuball aus geradezu philosophischen Quellen: Bei der Beschäftigung mit Platons Politeia entstand die Idee zu einem ganzen Buchprojekt, für das Kuball mit Autoren wie Peter Sloterdijk, Wulf Herzogenrath und zahlreichen weiteren Denkern auch aus dem außereuropäischen Raum zusammenarbeitete.
Politischer Diskurs aus Licht und Musik
Mischa Kuball erweiterte für jüngere Projekte seine Lichtwelten um Klangräume, arbeitete mit Musikern zusammen, um die Wirkung seiner Installationen noch weiter zu steigern. Für seine aufwendige Installation res-o-nant hat sich Kuball einen geschichtsträchtigen Ort ausgesucht: Im Jüdischen Museum in Berlin geht es auch darum, den Besuchern ins Gedächtnis zu rufen, dass jüdische Einrichtungen in Deutschland noch immer Polizeischutz benötigen. Deshalb kommt der Musik in Mischa Kuballs Projekt eine besondere Bedeutung zu: Als universale Sprache kann sie wie kein anderes Medium Grenzen überwinden. Deshalb dürfen Besucher eigene Musiktitel einreichen, die in den Lichträumen erklingen sollen. Für seine Lichtkunst erhielt Mischa Kuball Preise und Auszeichnungen, so im Jahr 2016 den Deutschen Lichtkunstpreis in Celle. Lehraufträge über nahm der Künstler unter anderem an der Kunsthochschule für Medien in Köln und an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.
Mischa Kuball lebt und arbeitet in Düsseldorf.
Mischa Kuball - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: