Karl Lagerfeld stieg in Paris zum gefeierten Modezar auf
Karl Lagerfeld wurde am 10. September 1933 in Hamburg geboren. Er selbst gab als Geburtsjahr gerne 1938 an, später auch 1935, und bestand im Jahr 2008 vehement darauf, seinen 70. Geburtstag zu feiern, weshalb seine Lebensdaten mitunter im Widerspruch stehen. Recht früh erlernte er die französische Sprache; im August 1952 zog er nach Paris, wo sein Vater ein Büro besaß, dessen Mitarbeiter sich um ihn kümmerten. Karl Lagerfeld erarbeitete sich bald einen Ruf als gebildeter Workaholic und konnte über Tätigkeiten für große Modehäuser wie Chloé, Fendi und Chanel schließlich in den 1990er Jahren seine eigene Modemarke etablieren. Er gilt als Entdecker des Topmodels Claudia Schiffer, arbeitete aber auch mit anderen namhaften Models wie Toni Garrn, Lara Stone und Freja Beha Erichsen zusammen, sein männliches Lieblingsmodel war Baptiste Giabiconi, den er auch als Fotograf in Szene setzte. Im Jahr 2005 wurde seine Modemarke Karl Lagerfeld an den US-Konzern Tommy Hilfiger verkauft.
Als Fotograf war Lagerfeld ähnlich begabt wie als Designer
Karl Lagerfeld kam vergleichsweise spät zur Fotografie; erst im Herbst seiner glanzvollen Karriere nahm er die Kamera zur Hand. Dabei interessierte er sich vor allem für den Blick unter die Oberfläche: Er, der sich wie kaum ein anderer darauf verstand, die Wirklichkeit mit einem Wall aus Glamour, Glitzer und Illusionen zu verschleiern, bewies auch als Fotograf ein Gespür für das Geheimnisvolle. Gern inszenierte der Kunstkenner Lagerfeld seine Models und Bilder im Stil berühmter Gemälde, zum Beispiel das Foto Parade (1998), das eine Hommage an den kubistischen Maler Lyonel Feininger darstellt. Die bildende Kunst spielte eine wichtige Rolle für Lagerfeld, der sich als Sammler vor allem für die deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts interessierte, wobei er einen besonderen Fokus auf Werbeplakate legte. Oft waren es auch seine eigenen Modeentwürfe, die der Meister gekonnt ins rechte Bild rückte. Karl Lagerfeld fotografierte in Schwarz-Weiß und in Farbe, immer geleitet von der ihm eigenen hellwachen Intuition und visionären Kraft, mit einem unerreichten Verständnis von Ästhetik.
Wachsendes Interesse am fotografischen Vermächtnis
Karl Lagerfeld als Fotograf rückte insbesondere nach dem Tod des Künstlers immer stärker in das öffentliche Interesse. Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle an der Saale widmete ihm postum eine erste Retrospektive, die sich ausschließlich auf das fotografische Lebenswerk fokussierte. Über 300 Werke erlaubten einen Blick auf die breit gefächerten Interessensgebiete Karl Lagerfelds, der das Porträt ebenso beherrschte wie die Landschaftsaufnahme und die abstrakte Fotokunst. Alles war bei Lagerfeld inszeniert, nichts blieb dem Zufall überlassen, jedes winzige Detail das Resultat sorgfältiger Planung. Das Ergebnis ist ein umfangreiches Gesamtwerk, das durch seine zeitlose Tiefe den Tod seines Schöpfers überdauert.
Karl Lagerfeld starb am 19. Februar 2019 in Neuilly-sur-Seine bei Paris.
Karl Lagerfeld - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: