Wolfgang Laib findet kein Ende: Der deutsche Künstler schafft keine isolierten Werkstücke, sondern ganze Werkgruppen, die er kontinuierlich weiterentwickelt und immer wieder neu interpretiert. Mit seinen zutiefst spirituellen Arbeiten aus natürlichen Werkstoffen erschließt er durch die Vereinigung von östlichen und westlichen Einflüssen einen kontemplativen Raum.
(...) WeiterlesenWolfgang Laib - Fernöstliche Spiritualität und Franz von Assisi
Wolfgang Laib wurde am 25. März 1950 in Metzingen geboren. Der Sohn eines Arztes wuchs in gut situierten und kunstaffinen Verhältnissen auf, der Landschaftsmaler Jakob Bräckle weckte als enger Freund und häufiger Gast der Familie das Interesse des jungen Wolfgang an der Malerei. Auf Bräckles Vermittlung hin studierte Wolfgang Laib das Werk von Kasimir Malewitsch, das zu dieser Zeit noch von dem Architekten Hugo Häring in Biberach verwahrt wurde. Auch beschäftigte sich Wolfgang Laib intensiv mit den Lehren fernöstlicher Philosophen, insbesondere Taoismus und Zen-Buddhismus. Den größten Einfluss übte jedoch der heilige Franz von Assisi aus, dessen Spuren im künstlerischen Werk Wolfgang Laibs immer wieder zu entdecken sind. Mit seiner Familie unternahm der Künstler Reisen durch Europa zu bedeutenden Architekturdenkmälern aus dem Mittelalter, aber auch in den asiatischen Raum und vor allem nach Indien. Trotz seiner großen Begeisterung für die Kunst entschied sich Laib zunächst für ein Studium der Medizin.
Das Medizinstudium führte zu den Milchsteinen
Wolfgang Laib tat sich zunehmend schwer, in seinem Medizinstudium und den Naturwissenschaften den Sinn zu finden, nach dem er suchte. Er begann ein zusätzliches Studium der Indologie, erlernte Sanskrit und versuchte sich als Bildhauer. Im Angesicht seiner ersten Skulptur, eines ellipsoiden Eis, dem er den Namen Brahmanda gab, nach dem kosmischen Ei in Sanskrit, beschloss er, nicht als Arzt zu arbeiten, sondern eine Laufbahn als Künstler einzuschlagen. Trotzdem schloss er sein Studium 1974 mit seiner Dissertation ab, kehrte dann aber in sein Heimatdorf zurück und wandte sich dort ganz der bildenden Kunst zu. Inspiriert von den Erfahrungen, die er als Medizinstudent in verschiedenen Krankenhäusern gemacht hatte, schuf Laib seinen ersten Milchstein und begründete damit auch seine erste Werkkategorie. Es handelt sich bei den Milchsteinen um Rechtecke aus poliertem Marmor, in deren Oberfläche eine Vertiefung geschliffen wird, die der Künstler mit Milch füllt, um so die Illusion einer Synthese aus Vergänglichem und Ewigem, aus Milch und Stein, zu erzeugen.
Kontemplative Kunst aus feinem Blütenstaub
Wolfgang Laib fand in der Arbeit mit natürlichen Werkstoffen die gesuchte Erfüllung. Seit vielen Jahrzehnten verbringt er die erste Jahreshälfte vom Frühling bis zum Sommer damit, in der freien Natur auf Wiesen und in Wäldern Blütenstaub zu sammeln. Aus diesem Blütenstaub schafft er seine Kunst, die er in vielfältiger Weise in Ausstellungsräumen auf der ganzen Welt zeigt. Mal streut er sie sorgsam ausgesiebt zu ganzen Feldern mit ausgefransten Rändern, dann häuft er sie an zu kleinen Hügeln und schließlich füllt er sie einfach in Gläser. Die Objekte erinnern an Rauminstallationen und strahlen eine große kontemplative Ruhe aus, die der tiefen Spiritualität des Künstlers entspricht. Für seine Kunst erhielt Wolfgang Laib Preise und Auszeichnungen, darunter 1987 den Arnold-Bode-Preis und 2015 den Praemium Imperiale für Skulptur. Seit Anfang der 1980er-Jahre benutzt Laib weitere natürliche Werkstoffe wie Wachs und Reis, aber auch burmesischen Lack und Metalle.
Wolfgang Laib lebt und arbeitet heute überwiegend in einem kleinen Dorf im Süden Deutschlands und unterhält außerdem noch Ateliers in New York und Indien. Er ist mit der Kunstrestauratorin Carolyn Reep verheiratet und Vater einer Tochter.
Wolfgang Laib - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: