Lotte Laserstein

Lotte Laserstein - Erfolgreiches Kunststudium bei Erich Wolfsfeld

Lotte Laserstein wurde am 28. November 1898 in Preußisch Holland im ostpreußischen Oberland (heute Pasłęk in Polen) geboren. Nach dem frühen Tod ihres Vaters erhielt sie schon im Kindesalter ersten Kunstunterricht in der privaten Malschule ihrer Tante, der Malerin Elsa Birnbaum. Auf das Abitur im Jahr 1918 sollte ein Studium der Philosophie und Kunstgeschichte in Berlin folgen, doch interessierte sich Lotte Laserstein immer mehr für die praktische Seite der Kunst, besuchte eine Schule für Gebrauchsgrafik und nahm Kunstunterricht bei Leo von König. Ihr schließlich bei Erich Wolfsfeld begonnenes Studium an der Akademischen Hochschule für die bildenden Künste schloss sie als eine der ersten Frauen überhaupt mit Auszeichnung ab. Weil das familieneigene Vermögen großenteils von der Inflation verschlungen wurde, musste sich Lotte Laserstein ihr Studium immer wieder mit Illustrationen und Gebrauchsgrafiken finanzieren. 1925 lernte sie Traute Rose kennen, die ihr eine lebenslange enge Freundin sowie bevorzugtes Modell sein sollte.

Erfolge in der Weimarer Republik, Berufsverbot in Nazideutschland

Lotte Laserstein konnte sich 1927 ihr erstes privates Atelier in Berlin einrichten, in dem sie auch interessierten Schülern Malunterricht erteilte. In den Folgejahren entfaltete die Künstlerin eine rege Ausstellungstätigkeit und konnte auch verschiedentlich kleinere Erfolge verbuchen. 1928 wurde ihr Bild Im Gasthaus durch den Magistrat der Stadt Berlin erworben. Lotte Laserstein war zu dieser Zeit voll und ganz im pulsierenden künstlerischen Leben der Weimarer Republik integriert: Sie stand dem Berliner Künstlerinnen vor und entwickelte ihren Stil zu einer unverkrampften, lockeren Malweise. In der renommierten Galerie Gurlitt konnte sie 1931 ihre erste Einzelausstellung eröffnen. Doch ihr kontinuierlicher Aufstieg mündete 1933 in einem plötzlichen schwarzen Loch, als der Nationalsozialismus an die Macht kam und die Juden in Deutschland praktisch über Nacht von der Teilhabe am öffentlichen Leben ausschloss. Auch Lotte Laserstein stand unerwartet vor dem Nichts, durfte ihre Bilder nicht mehr ausstellen, keinen Unterricht mehr erteilen und musste ihre Malmaterialien auf Umwegen über Freunde beziehen.

Flucht nach Schweden, späte Wiederentdeckung kurz vor dem Tod

Lotte Laserstein sah im nationalsozialistischen Deutschland keine Perspektive mehr und emigrierte nach Schweden. Eine Scheinehe mit Sven Marcus brachte ihr die schwedische Staatsbürgerschaft ein, die Rettung ihrer Mutter und Schwester misslang – die Mutter Meta starb im KZ Ravensbrück, die Schwester überlebte traumatisiert in einem Versteck in Berlin. Auch nach dem Krieg gestalteten sich die Jahre beruflich und privat schwierig. Es kam zur erneuten Kontaktaufnahme mit ihrem in Deutschland gebliebenen Modell Traute Rose und deren Mann, dem Schriftsteller Ernst Rose. In London wurden ihre Bilder gemeinsam mit den Werken ihres alten Lehrers Erich Wolfsfeld sowie ihres Schülers Gottfried Meyer gezeigt. Das bedeutete den endgültigen Durchbruch der Künstlerin, die sich zeitlebens mehr auf die innere Entwicklung des Menschen unter dem Eindruck der äußeren Gesellschaft konzentriert hatte und wenig auf die schillernde Künstlerwelt voller Rausch und Leidenschaften gab.

Lotte Laserstein starb am 21. Januar 1993 in Kalmar in Schweden.