Jean Leppien

Jean Leppien wurde am 8. April 1910 als Kurt Johannes Leppien in Lüneburg geboren. Als Spross einer wohlhabenden Industriellen- und Kaufmannsfamilie wuchs er in einem behüteten Umfeld auf und genoss eine gute Ausbildung. Schon während seiner Zeit als Schüler am Lüneburger Gymnasium kam er mit ansässigen Malern wie Otto Brix (1900–1971) in Berührung und entwickelte selbst ein reges Interesse an der bildenden Kunst. Auf seine ersten konsequenten Mal- und Zeichenversuche folgte von 1929 bis 1930 ein Studium am Bauhaus in Dessau bei Josef Albers (1888–1976), Wassily Kandinsky (1866–1944) und Paul Klee (1879–1940). Nach dem Weggang von Hannes Meyer (1889–1954) erfuhr das Bauhaus eine Neuausrichtung, in der sich Jean Leppien nicht wiederfand, weshalb er stattdessen ein Studium der Fotografie an der Itten-Schule in Berlin bei Lucia Moholy (1894–1989) begann. Moholys Ehemann László Moholy-Nagy (1895–1946) assistierte Leppien bei verschiedenen Anlässen, unter anderem bei der Internationalen Bau-Ausstellung im Jahr 1931.

Jean Leppien hatte während seiner Zeit am Bauhaus die aus ungarische Jüdin Suzanne Markos-Ney (1907–1982) kennengelernt, die nach ihrer Trennung von Mann und Tochter am Bauhaus Fotografie und Weberei studierte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 emigrierten beide nach Paris, wo sie ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten bestritten. 1939 wurde Leppien zu Kriegsbeginn im Arbeitslager von Marolles interniert, dem er durch den Eintritt in die Fremdenlegion entging, mit der er für fast ein Jahr nach Algerien und Marokko zog. Von 1940 bis 1944 lebten Jean Leppien und Suzanne Leppien als Gemüsebauern in Südfrankreich, um sich dem Zugriff der der deutschen Besatzungstruppen zu entziehen. 1944 wurde Suzanne Leppien als Halbjüdin verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Jean Leppien selbst entging nur knapp einer Hinrichtung und wurde zu einer langen Zuchthausstrafe verurteilt. 1945 traf sich das Paar in Paris wieder.

Jean Leppien konnte seine künstlerische Laufbahn erst nach dem Zweiten Weltkrieg richtig beginnen. Auf der Grundlage dessen, was er einst am Bauhaus gelernt hatte, entwickelte er, anfangs unter sehr schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen, seinen geometrisch-abstrakten Malstil. 1946 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Pariser Salon des Réalités Nouvelles, an dessen Ausstellungen er sich bis zu seinem Tod beteiligte. Jean Leppien schuf während der 1940er und 1950er Jahre Bilder mit einer Flächenstruktur aus Farbfeldern und Linien, wobei die Linienführung für einen ausdrucksstarken Rhythmus sorgte. In den 1960er und 1970er Jahren entstand die UFO-Serie, bei der er leuchtende Kreisscheiben mit konzentrischen Ringen und horizontal verlaufenden Farbstreifen kombinierte. In den 1970er Jahren verarbeitete er in seinen Werken häufig das Kreuz. In den 1980er Jahren erstellte Leppien Bildcollagen mit Textilien. Seit 1952 war er französischer Staatsbürger.

Jean Leppien starb am 19. Oktober 1991 in Courbevole bei Paris.