Mary Ellen Mark

Mary Ellen Mark wurde am 20. März 1940 in Philadelphia geboren. Bereits im Alter von 9 Jahren begann sie zu fotografieren; ihre erste Kamera war eine kleine Kodak Brownie. Als Schülerin an der Cheltenham High School zeigte sie eine Begabung für das Malen und Zeichnen, außerdem betätigte sie sich als Cheerleaderin. 1962 erwarb sie nach vierjährigem Studium ihren Bachelor of Fine Arts in den Fächern Kunst und Kunstgeschichte an der University of Pennsylvania. Nachdem sie für kurze Zeit in der Stadtverwaltung von Pennsylvania gearbeitet hatte, begann sie an der Annenberg School for Communication ein Studium des Fotojournalismus, das sie 1964 mit ihrem Master abschloss. Mit Hilfe eines Fulbright-Stipendiums ging Mary Ellen Mark für ein Jahr in die Türkei und porträtierte die dort lebenden Menschen in den für sie charakteristischen, ebenso scharfsichtigen wie empathischen Schwarz-Weiß-Bildern. Von der Türkei aus unternahm sie weitere Reisen nach Griechenland, Italien, Spanien, England und Deutschland. Die dabei entstandenen Fotografien wurden 1974 in ihrem ersten Bildband Passport veröffentlicht.

Mary Ellen Mark zog Ende der 1960er Jahre nach New York, wo sie zahlreiche politische Bewegungen mit ihrer Kamera dokumentierte, darunter die Protestmärsche gegen den Vietnamkrieg und die Demonstrationen für die Frauenrechte. In dieser Zeit entwickelte die Fotografin ihr ausgeprägtes Gespür für die Gruppen abseits der gesellschaftlichen Mitte. Mary Ellen Mark ging in die unruhige, von Spannungen geprägte Peripherie, fotografierte die Außenseiter der Gesellschaft, die marginalisierten Minderheiten und gab denen eine Stimme, die sonst kein Gehör fanden. Dabei bewies sie großes Einfühlungsvermögen und achtete sorgfältig darauf, die Würde der Fotografierten zu wahren. Für ihren Bildband über Prostituierte in Indien arbeitete sie mit Mutter Teresa (1910–1997) zusammen und verbrachte drei Monate damit, die Prostituierten kennenzulernen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Häufig fotografierte sie auch Kinder, die sie bewusst nicht als Kinder ansah, sondern einfach als kleine Menschen. Ein weiteres wichtiges Thema für Mary Ellen Mark waren psychische Erkrankungen, deren Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen sie ebenfalls mit subtilen Bildern dokumentierte.

Mary Ellen Mark fotografierte neben den Elenden und Armen auch die Reichen und Schönen: Ihre Porträts von Prominenten erschienen in Zeitschriften wie Vanity Fair, Time, Life, Vogue und Rolling Stone. Im Jahr 1969 veröffentlichte das Magazin Look ihre Bildreportage über den italienischen Regisseur Federico Fellini (1920–1993) bei den Dreharbeiten zu seiner ambitionierten, üppig ausgestatteten Petronius-Adaption Satyricon. Als Produktionsfotografin begleitete sie die Entstehung von über 100 Filmen, darunter so gefeierte Meisterwerke wie Alice's Restaurant (1970) von Arthur Penn (1922–2019), Apocalypse Now (1979) von Francis Ford Coppola (*1939) und Australia (2008) von Baz Luhrmann (*1962). Für ihr umfangreiches fotografisches Werk erhielt Mary Ellen Mark Preise und Auszeichnungen in kaum überschaubarer Zahl, darunter 1994 den nach dem deutschen Bildjournalisten Erich Salomon benannten Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie.

 

Mary Ellen Mark starb am 25. Mai 2015 in New York.