Priska von Martin

Priska von Martin wurde am 2. März 1912 in Freiburg im Breisgau geboren. Sie stammte aus begüterten Verhältnissen; ihr Vater, der Soziologe und Historiker Alfred von Martin, hatte ein umfangreiches Vermögen geerbt, das der Familie einen gehobenen Lebensstandard erlaubte. Die wissenschaftliche Laufbahn des Vaters brachte mehrere Wohnortwechsel mit sich, die das Leben der Familie und damit auch die Biografie Priska von Martins prägten. Priska von Martin wurde in Freiburg geboren, weil Alfred von Martin dort die Vorlesungen von Friedrich Meinecke besuchte und bei Heinrich Finke promovierte. Im Ersten Weltkrieg musste der Vater als Offizier in der Armee Dienst tun und die Mutter zog mit den Kindern wieder zu ihren Eltern nach Gotha. Nach dem Krieg habilitierte sich Alfred von Martin an der noch jungen Universität Frankfurt und übernahm dort auch einen Lehrauftrag. Im Oktober 1923 zog die Familie nach München, wo Priska von Martin eine Schule für höhere Töchter besuchte.

Priska von Martin fand in München ihren Lebensmittelpunkt, an dem sie ihren Traum von einer künstlerischen Laufbahn verwirklichen konnte. Nach einem Praktikum bei einem Möbeltischler und einem kurzzeitigen Aufenthalt in Paris besuchte sie die private Kunstschule des französischen Malers Fernand Léger und erlernte dort das Zeichnen. An der Kunstgewerbeschule in München wurde der Bildhauer Karl Killer ihr Lehrer, für das Sommersemester 1931 ist ihr Besuch der Akademie der Bildenden Künste München belegt. Möglicherweise erfüllte der Unterricht bei Professor Josef Wackerle aber nicht Priska von Martins Erwartungen, denn sie bemühte sich in der Folge um Privatunterricht bei dem anerkannten Bildhauer Toni Stadler, der zu diesem Zeitpunkt bereits in der Villa Massimo in Rom und in der Villa Romana in Florenz gewesen war und der Sohn des berühmten Münchener Landschaftsmalers Anton von Stadler war. Priska von Martin verehrte den 24 Jahre älteren Künstler und eiferte seinem Vorbild nach. 1942 kam es zur Hochzeit in München und die Künstlerin folgte ihrem Mann nach Frankfurt, wo dieser an der Städelschule eine Professur für Bildhauerei übernahm.

Priska von Martin zählte in Frankfurt neben so großen Namen wie Herbert Peters, Christa von Schnitzler und Michael Croissant zu den Schülern ihres Mannes Toni Stadler und gewann zunehmend ein eigenes künstlerisches Profil, wobei sie ihren Mädchennamen nach ihrer Heirat als Künstlernamen nutzte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Wohnung des Ehepaares Stadler mitsamt aller darin enthaltenen Kunstwerke vernichtet. 1945 kehrten Priska von Martin und Toni Stadler nach München zurück und bauten sich dort mit viel Mühe eine neue Existenz auf. Große Experimentierfreude prägte Priska von Martins Arbeit: In den 1960er Jahren wandte sich die Künstlerin zunehmend der Abstraktion zu, nachdem sie zuvor in der Hauptsache figurativ gearbeitet hatte. Die letzten Jahre Priska von Martins wurden zunehmend überschattet von der Demenzerkrankung ihres Mannes und ihrer eigenen fortschreitenden Muskelerkrankung. Eine Woche nach der Eröffnung ihrer letzten Ausstellung in der Münchener Galerie Biedermann aus Anlass ihres 70. Geburtstages verübte die Künstlerin Suizid.

 

Priska von Martin starb am 12. März 1982 in München.