Paul McCarthy gilt als einer der einflussreichsten und wegweisendsten Vertreter der US-amerikanischen Gegenwartskunst. Mit seinen Performances führt er sein Publikum an die Grenzen des Erträglichen, seine Skulpturen sind auf dem internationalen Kunstmarkt hochbegehrt.
(...) WeiterlesenPaul McCarthy interessierte sich für das alltägliche Chaos
Paul McCarthy wurde am 4. August 1945 in Salt Lake City geboren. Er studierte Kunst an der Weber State University in Ogden, Utah und im Anschluss an der University of Utah. 1969 verließ er Utah und ging nach Kalifornien, um am San Francisco Art Institute seinen Bachelor of Fine Arts in Malerei zu erwerben. Danach studierte er noch Film und Kunst an der University of Southern California bis zum Master of Fine Arts. Von 1982 bis 2002 lehrte Paul McCarthy selbst an der University of California in Los Angeles. Ungeachtet seiner Ausbildung zum Maler interessierte sich der Künstler schon früh für Performance, Installation und Skulptur und beschäftigte sich vor allem mit den menschlichen Aktivitäten des Alltags und dem daraus häufig resultierenden Chaos. Seine Arbeiten aus den späten 1960er und frühen 1970er Jahren zeigen eine gewissen Nähe zu Allan Kaprow (1927–2006), dem Begründer des Happenings, mit dem Paul McCarthy beruflich verbunden war.
Brachiale Kritik an der US-amerikanischen Konsumgier
Paul McCarthy erweist sich mit seiner Kunst als kritischer Analyst der US-amerikanischen Gesellschaft mit ihrem Fokus auf Konsum und Massenmedien. Seine Arbeiten beziehen sich auf B-Movies, Comics, Seifenopern und Disneyland, formal schöpft er hingegen vor allem aus der künstlerischen Avantgarde Europas, namentlich Joseph Beuys (1921–1986) und die Vertreter des Wiener Aktionismus. Auch die Schriften von Sigmund Freud (1856–1939) und Samuel Beckett (1906–1989) lieferten Paul McCarthy fruchtbare Anregungen. In den frühen 1970er Jahren begann er damit, Videofilme zu drehen. Beim Spiel mit Wahrnehmung und Illusion nutzte der Künstler Spiegel und verdrehte Perspektiven, um sein Publikum mit optischen Verwirrungen zu irritieren. Auch vor Selbstverletzungen und drastischen Aktionen scheute Paul McCarthy nicht zurück, einmal warf er sich so lange in einem mit Ketchup bespritzten Klassenzimmer herum, bis er halb das Bewusstsein verlor, dann erbrach er sich mehrmals und führte sich so lange eine Barbie-Puppe in sein Rektum ein, bis das Publikum den Anblick nicht mehr ertragen konnte und die Vorstellung verließ.
Immer wieder bewusste Irritationen und Provokationen
Paul McCarthy hinterfragt und untergräbt mit seiner Kunst das Ideal des heroischen männlichen Künstlers und sorgt immer wieder für Provokationen und Aufruhr in der Öffentlichkeit. Sein Santa Claus konnte nicht am vorgesehenen Platz installiert werden, weil die Bürger die Skulptur als sexuell konnotiert wahrnahmen. Als sein aufblasbarer und fliegender Complex Shit von starkem Wind abgetrieben wurde und eine Stromleitung zum Einsturz brachte, löste das ein internationales Presseecho aus. Auch Kinderbuch- und Kinderfilmklassiker wie Johanna Spyris Roman Heidi und Disneys Zeichentrickfilm Schneewittchen und die sieben Zwerge wurden von McCarthy künstlerisch aufgegriffen, ebenso die erfolgreiche Filmreihe Fluch der Karibik mit Johnny Depp.
Paul McCarthy lebt und arbeitet in Los Angeles.
Paul McCarthy - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: