Annette Messager

Annette Messager - Frühe Förderung durch den Vater, abgebrochenes Kunststudium

Annette Messager wurde am 30. November 1943 in Berck im Département Pas-de-Calais im Norden von Frankreich geboren. Ihr Vater, als Maler ein begeisterter Amateur, machte seine Tochter mit den Grundlagen der Malerei vertraut. Oft streifte Annette Messager mit ihrem Bruder durch die Kirchen in der näheren Umgebung, um die Glasmalereien und Altarverzierungen zu bewundern. 1962 begann sie ein Studium an der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs in Paris, brach dieses jedoch im Jahr 1966 vorzeitig ab. Während dieser Zeit hatte sich die Künstlerin zunächst mit der Bildhauerei befasst und verschiedene Skulpturen in surrealem Stil geschaffen, dann aber ein immer größeres Interesse an der Fotografie gezeigt. Ihre diesbezügliche Begabung stellte sie früh unter Beweis, als sie 1964 einen von Kodak ausgelobten Preis für Fotografie gewann. In der Folge reiste Annette Messager mit einer eigens in Hongkong erworbenen Kamera durch Asien, besuchte Japan, die Philippinen, Kambodscha, Indien und Israel und gelangte schließlich zum ersten Mal in die USA.

Präparierte Tiere, Strickarbeiten und bestickte Taschentücher

Annette Messager begann 1971 mit ihrer vielbeachteten Werkserie Pensionnaires, für das sie zum ersten Mal die Tierpräparation als künstlerisches Stilmittel einsetzte. Den Anstoß dazu gab ihr eine Einladung der Pariser Galerie Germain zu einer Ausstellung mit dem Thema Wolle. Der Beitrag von Annette Messager bestand aus einem toten Spatzen, für den sie eine Decke gestrickt hatte. Das als typisch weibliche Hausarbeit geltende Stricken hat seither immer wieder den Weg in die Kunst der Französin gefunden und gehört zu ihrem Spiel mit den Geschlechteridentitäten. Mit der Wahl ihrer Medien setzte sie schon früh einen starken Akzent gegen die vorherrschenden Strömungen der Konzeptkunst. Bestickte Taschentücher als Manifest für den Feminismus unterstreichen in den 1970er-Jahren die hohe Originalität der Künstlerin, die mit ihren ungewöhnlichen Werken schnell ein hohes Maß an Aufmerksamkeit generiert. Die von Messager 1968 aus erster Hand miterlebte Studentenrevolution hatte eine nachhaltige Auswirkung auf ihr Denken und ihr Verständnis von Kunst, wie ihre ganze Generation begegnete sie den überkommenen Konventionen ihrer Zeit mit Skepsis und Aufbegehren, was sich in ihrem Werk bis heute niederschlägt.

Plüschtiere und Tierpräparate als wiederkehrende Elemente

Annette Messager schafft durch die Verwendung unterschiedlichster Materialien und Stilrichtungen eine ganz eigene Bilderwelt, in der Schwarz-Weiß-Fotografien von verschiedenen Körperteilen mit Kuscheltieren geschmückt werden und sich Plastik- und Plüschfiguren in feindlicher Haltung gegenüberstehen. So in ihrem Werk 2 Clans 2 Families, bei dem es um das Verhältnis von Armut und Reichtum geht – symbolisiert durch die Materialien Plastik und Plüsch. Bisweilen hängt sie auch aus Stoffen gefertigte künstliche Organe an Schnüren an die Decke, um sich dem Verständnis des menschlichen Körpers anzunähern. Überhaupt kommt die Kunst Annette Messagers nicht ohne zahllose Plüschtiere und Tierpräparate aus, die bei ihr allerdings nicht dem kindlichen Spiel, sondern der unnachgiebigen Sezierung mit dem scharfen Auge der Künstlerin dienen.

Annette Messager lebt und arbeitet heute in Malakoff nahe Paris. Sie ist mit dem französischen Installationskünstler Christian Boltanski verheiratet.