Jean Metzinger – Frühe Erfolge ebnen den Weg nach Paris
Jean Metzinger wurde am 24. Juni 1883 in Nantes geboren. Er entstammte einer angesehenen Offiziersfamilie; der Urgroßvater, ein Mitglied der Ehrenlegion, hatte unter Napoleon Bonaparte gedient, nach dem Großvater war die Rue Metzinger in Nantes benannt worden. Nach dem frühen Tod des Vaters richtete Jean Metzinger sein Interesse auf die Mathematik, die Malerei und die Musik, wiewohl seine Mutter, eine Musikprofessorin, ihn zu einem Medizinstudium drängte. Doch der erste Malunterricht bei dem Porträtmaler Hippolyte Touront stellte den ambitionierten jungen Künstler nicht zufrieden; sein Lehrer hing den akademischen Konventionen an, wohingegen Jean Metzinger lieber den aktuellen Strömungen in der Malerei folgen wollte. 1903 schickte er kurzerhand drei seiner frühen Bilder an den Salon des Indépendants und konnte sich durch den Verkaufserlös den ersehnten Umzug nach Paris leisten, wo er am ersten Salon d'Automne teilnahm, in der berühmten Galerie von Berthe Weill ausstellte und Freundschaft mit Künstlern wie Raoul Dufy, Robert Delaunay, André Derain, Fernand Léger und Pablo Picasso schloss.
Experimente mit mosaikartigen Farbmustern
Jean Metzinger gehörte neben Derain, Delaunay und Henri Matisse zu den Künstlern, die maßgeblich dazu beitrugen, den Neoimpressionismus in stark abgewandelter Form wiederzubeleben. Den Höhepunkt seines neoimpressionistischen Werks markiert ein Porträt seines Freundes Delaunay, der im Gegenzug wiederum Metzinger porträtierte. Beide teilten eine auf mosaikartigen Farbmustern beruhende Interpretation des Neoimpressionismus, die bereits eine Brücke zu den späteren, dem Kubismus verhafteten Arbeiten schlug. Bei seinen prachtvollen Mosaiken achtete Jean Metzinger mit großer Sorgfalt darauf, dass sich die kleinen Farbquadrate nicht berührten, um einen Effekt von lebendigem Licht zu erzielen. Durch den Austausch mit Malern wie Georges Braque, Juan Gris und Picasso wurde Metzingers Malweise immer geometrischer und bewegte sich vom Divisionismus hin zum Kubismus. Immer wieder experimentierte Metzinger auch mit gezielten Formbrüchen und versuchte sich an komplexen Mehrfachansichten eines bestimmten Sujets.
Treibende Kraft des analytischen Kubismus
Jean Metzinger legte seine Gedanken und Theorien auch in schriftlicher Form nieder. 1910 veröffentlichte er seine Anmerkungen zur Malerei, 1912 erarbeitete er in Zusammenarbeit mit Albert Gleizes die geschichtsträchtige Abhandlung Du Cubisme, die als ein grundlegendes Manifest der kubistischen Strömung gilt. Metzinger wie Gleizes gehörten zu dem lockeren Zusammenschluss europäischer Künstler, die sich im Haus von Jacques Villon in Puteaux traf und sich als »Puteaux-Gruppe« und »Salonkubisten« von den »Galeriekubisten« um Braque und Picasso abgrenzten. 1916 konnte Jean Metzinger mit Albert Gleizes, Marcel Duchamp und Jean Crotti in New Yorker Montross Gallery ausstellen, ehe die Einberufung zum Militärdienst sein künstlerisches Schaffen unterbrach. 1919 kehrte er nach Paris zurück, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. In den 1920er Jahren wandte sich Metzinger zeitweise vom analytischen Kubismus, den er mitentwickelt hatte, ab.
Jean Metzinger - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: