Eugen Napoleon Neureuther fasste große Worte in anmutige Bilder und wurde mit seinen prachtvollen Arabesken zu einem der bedeutendsten Illustratoren der Romantik. Auch als Kunsthandwerker und Ölmaler machte er viel von sich reden.
Eugen Napoleon Neureuther - Förderung von höchster Stelle, erste Erfolge in München
Eugen Napoleon Neureuther wurde am 13. Januar 1806 in München als ältester Sohn des bayerischen Hofmalers Ludwig Neureuther geboren. Sein jüngerer Bruder, Gottfried Neureuther, machte sich einen Namen als Architekt und wurde schließlich in den persönlichen Adelsstand erhoben. Eugen Napoleon Neureuther trug nicht nur einen kaiserlichen zweiten Vornamen, sondern durfte sich auch im wirklichen Leben adeliger Unterstützung erfreuen: Seine Taufpaten, Herzog Eugen von Leuchtenberg und König Maximilian I. förderten die Ausbildung zum Landschaftsmaler an der Akademie der bildenden Künste in München. Seine Lehrer waren Wilhelm von Kobell und Peter von Cornelius. Letzterer zeigte sich vom Talent seines Schützlings so angetan, dass er Eugen Napoleon Neureuther 1825 den prestigeträchtigen Auftrag für die Dekorationsarbeiten im Trojanischen Saal der Münchner Glyptothek vermittelte. Im Anschluss unternahm Neureuther Studienreisen nach Paris und Rom. In Italien entstand eine ganze Reihe beachtlicher Skizzen von römischen Villen. Im Jahr 1835 schmückte er den Königsbau der Münchner Residenz mit Szenen aus der Oper Oberon von Christoph Martin Wieland, im selben Jahr arbeitete er gemeinsam mit Wilhelm von Kaulbach an der Wanddekoration des Musikzimmers in der Villa Dessauer.
Ein begnadeter Illustrator literarischer Texte
Eugen Napoleon Neureuther orientierte sich für seine Deckenfresken zunächst an der nazarenischen Malweise seines Lehrers Cornelius, erwarb sich seine größten Meriten aber bald mit der Entwicklung eines eigenen Illustrationsstils. Ein bevorzugtes Motiv waren Szenen aus Märchen und Balladen, die Eugen Napoleon Neureuther in großem Format und mit feinem Sinn ausführte. Seine einzigartige Fähigkeit, sich in literarische Texte einzufühlen und diesen einen künstlerischen Ausdruck zu verleihen, führten im Verbund mit seinem ausgeprägten zeichnerischen Talent zu einem wachsenden Ruhm, bis er schließlich als der bedeutendste Illustrationskünstler der Romantik galt. Inspiration bezog er aus den Randzeichnungen, die Albrecht Dürer für das Gebetsbuch Kaiser Maximilians geschaffen hatte, sowie von den Eindrücken, die er auf seiner Italienreise gewonnen hatte, wobei vor allem die aufwendigen Dekorationen von Raffael und seinem Schüler Giulio Romano einen starken Eindruck hinterließen. Unabhängig von den großen Erfolgen seiner Arabesken schuf Neureuther auch als Maler bedeutende Werke, in Sonderheit im Landschaftsgenre.
Weitere Erfolge als Kunsthandwerker, späte Rückkehr zur Malerei
Eugen Napoleon Neureuther widmete sich mit viel Eifer dem Kunsthandwerk; er entwarf Geschirr, Ton- und Porzellanöfen sowie Blumengefäße. Mit der Porzellan-Mosaiktechnik gelang ihm die Entwicklung einer neuartigen, weitgehend witterungsbeständigen Wandmaltechnik. Im Jahr 1848 übertrug man ihm die künstlerische Leitung der königlichen Porzellanmanufaktur Nymphenburg, die er bis zum Verkauf des Unternehmens behielt. 1868 trat Eugen Napoleon Neureuther eine Professur an der königlichen Kunstgewerbeschule an, wo er bis 1877 lehrte. Nach seiner Pensionierung erhielt er von dem Grafen Adolf Friedrich von Schack verschiedene Aufträge für Ölgemälde, die er unter Zuhilfenahme früher erstellter Skizzen ausführte. Schack gehörte zu den ausgesprochenen Bewunderern des Künstlers und bedauerte, dass dieser wegen seines großen Erfolgs als Illustrator und Kunsthandwerker so wenig Gelegenheit gehabt hatte, sich als Maler zu beweisen.
Eugen Napoleon Neureuther starb am 23. März 1882. Die Skirennfahrer Christian Neureuther und Felix Neureuther sind seine direkten Nachkommen.
