Für den deutschen Maler Felix Nussbaum war die Kunst seine Heimat und sein Leben, doch der Hass der Nationalsozialisten nahm ihm beides. Die verbliebenen Reste seines Werks sind eine kostbare Erinnerung an eine außergewöhnliche Begabung, deren Entfaltung viel zu früh ein gewaltsames Ende fand.
(...) WeiterlesenFelix Nussbaum - Studium bei Paul Plontke und Hans Meid, Liaison mit Felka Platek
Felix Nussbaum wurde am 11. Dezember 1904 als zweiter Sohn der Eheleute Philipp und Rahel Nussbaum geboren. Die Eltern gehörten dem reformierten Judentum an, sein Vater Philipp Nussbaum war erfolgreicher Kaufmann und glühender Patriot, der aus Überzeugung für Deutschland im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte. Als begeisterter Hobbymaler förderte er das Interesse seines Sohnes an der Malerei und begrüßte dessen Entschluss, ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Hamburg aufzunehmen. Später wechselte Felix Nussbaum nach Berlin, wo er zunächst an den Vereinigten Staatsschulen von César Klein und Paul Plontke unterrichtet und schließlich von Hans Meid als Meisterschüler angenommen wurde. Hier lernte der Künstler auch seine spätere Frau, die aus Polen stammende Malerin Felka Platek kennen. Eigentlich hielt Felix Nussbaum nicht viel von der Ehe, was er schon 1930 deutlich machte, indem er für seine Illustrationen eines Hochzeitsgedichts einen Armor mit verschränkten Armen zeichnete. Dass er 1937 Felka Platek doch noch heiratete, war lediglich ein formeller Akt, der aufenthaltsrechtliche Schwierigkeiten mit den belgischen Behörden verhindern sollte, denn Belgien sollte dem Künstler eine neue Heimat werden.
Große Ausstellungserfolge in Berlin, Flucht nach Belgien
Felix Nussbaum und Felka Platek waren nicht freiwillig nach Belgien gekommen, die Machtergreifung der Nationalsozialisten und deren unbarmherziger Hass auf alles Jüdische hatte sie aus ihrer Heimat Berlin vertrieben. Dort hatte sich zuvor alles glänzend entwickelt: Nussbaum konnte seine Kunst auf zahlreichen Ausstellungen präsentieren, die allesamt große Erfolge für den Maler waren. Er bekam eine Einzelausstellung in der Berliner Galerie Casper, bereiste Frankreich und studierte die Werke van Goghs, sein Bild Der tolle Pariser Platz, mit dem er den aufgeblasenen Standesdünkel an der Berliner Kunstakademie und in Sonderheit ihren Präsidenten Max Liebermann parodiert hatte, brachte ihm den endgültigen Durchbruch. Ein Stipendium der Villa Massimo führte ihn nach Rom, wo sich die Dinge plötzlich zum Schlechteren entwickelten: Nach einer tätlichen Auseinandersetzung mit dem Künstlerkollegen Hanns Hubertus Graf von Merveldt wurde Felix Nussbaum der Akademie verwiesen. Weil die inzwischen erfolgte Machtübernahme der Nationalsozialisten eine Rückkehr nach Berlin verhinderte, begann für das Künstlerpaar Nussbaum und Platek eine mehrjährige Flucht, die schließlich in Belgien endete.
Der Tod der Kunst: verfolgt, denunziert und ermordet
Felix Nussbaum musste nicht nur um sein Leben, sondern auch um seine Kunst bangen: Bereits 1932 hatte er einen Großteil seines Werkes durch Brandstiftung verloren. Trotzdem hörte der Maler nicht auf zu malen, denn gerade darin erblickte er die einzige Möglichkeit, seine Würde und Freiheit zu bewahren. Ein befreundeter Kunsthändler gewährte Felix Nussbaum und seiner Frau heimlich Unterschlupf; um das Versteck nicht durch penetranten Farb- und Terpentingeruch zu verraten, malte der Künstler in einer zweiten Wohnung. Eine Denunziation sorgte dafür, dass die Wehrmacht das Ehepaar verhaften und deportieren konnte.
Felix Nussbaum wurde nach dem 20. September 1944 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von den Nationalsozialisten ermordet. Seine Frau Felka Platek musste das Schicksal ihres Mannes sehr wahrscheinlich teilen. Belgische Freunde des Künstlers sorgten dafür, dass wenigstens seine im Exil entstandenen Werke der Nachwelt erhalten blieben.
Felix Nussbaum - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: