Joachim von Sandrart

Joachim von Sandrart - Ausbildung bei Peter Isselburg und Gerrit van Honthorst

Joachim von Sandrart der Ältere wurde am 12. Mai 1606 in Frankfurt am Main geboren. Er stammte aus einer altehrwürdigen Familie, die ihre Ahnenreihe bis zu einem Hauptmann der päpstlichen Garde zurückverfolgen konnte. Jener Hauptmann wurde im Jahr 1500 von Papst Alexander VI. mit einem Lehen bedacht und in den Adelsstand erhoben; seine Nachkommen siedelten sich später als Kaufleute in Frankfurt am Main an. Dort verbrachte auch Joachim von Sandrart seine Kindheit, ging aber im Alter von etwa 10 Jahren nach Nürnberg, um dort bei Peter Isselburg eine Lehre als Maler und Kupferstecher zu beginnen. Zu diesem Zeitpunkt war er künstlerisch schon leicht vorgebildet, hatte er doch bereits ersten Grundlagenunterricht in der Frankfurter Werkstatt von Daniel Soreau erhalten. Seine weitere Ausbildung führte Joachim von Sandrart kurzzeitig nach Prag, wo mit Egidius Sadeler dem Älteren ein bedeutender niederländischer Meister am Hof des kunstliebenden Kaisers Rudolf II. wirkte. Von 1625 bis 1629 ging er dann in Utrecht bei dem Caravaggio-Anhänger Gerrit van Honthorst in die Lehre; während dieser Zeit lernte er Rubens kennen.

Erste Erfolge in Italien, gefeierter Porträtkünstler in Amsterdam

Joachim von Sandrart konnte an der Seite seines Cousins und Förderers Michel le Blon bei einer Reise nach Italien erste Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Papst Urban VIII. bestellte mehrere Porträts und biblische Szenen bei dem jungen Künstler, meist für die Innenausstattung verschiedener römischer Kirchen gedacht. Außerdem nutzte Sandrart die sich ihm bietende Gelegenheit und studierte die Werke berühmter Künstlerkollegen wie Domenichino, Gianlorenzo Bernini und Pietro da Cortona. 1637 ließ sich Joachim von Sandrart in Amsterdam nieder und etablierte sich dort als gefeierter und gefragter Porträtmaler. Er verkehrte in den höchsten Kreisen und zählte gekrönte Häupter wie den Bayernherzog und Kurfürsten Maximilian I. zu seinen Auftraggebern. Die zwölf Monatsbilder, die Joachim von Sandrart für Maximilians Schloss Schleißheim schuf, brachten ihm in Süddeutschland großen Ruhm, weshalb er 1649 nach Nürnberg ging, wo er in den Folgejahren zahlreiche Arbeiten für Adelige und Diplomaten ausführte. Sein wichtigstes Werk dieser Zeit ist das Gemälde Das große Friedensmahl, das während der deutsch-schwedischen Friedensverhandlungen entstand.

Die Teutsche Academie als epochales Hauptwerk und Vermächtnis

Joachim von Sandrart war zweimal verheiratet, beide Ehen blieben aber kinderlos. Mit seinem Neffen Jacob von Sandrart arbeitete der Künstler an seiner epochalen Schrift Teutsche Academie, die als sein kunsthistorisches und kunsttheoretisches Hauptwerk gilt und eine beträchtliche Nachwirkung entfaltete – noch ein Jahrhundert später bezogen sich Geistesgrößen wie Goethe und Herder auf Sandrarts Vermächtnis. Der Nürnberger Dichter Sigmund von Birken ergänzte die Vorlage Sandrarts um eigene Gedichte. Die Teutsche Academie gilt als das erste kunsttheoretische Werk in deutscher Sprache und präsentierte erstmals eine Biografie des bedeutenden Renaissance-Künstlers Matthias Grünewald. Während Sandrart als Künstler weniger durch genuine Schöpferkraft als durch ein großes Gespür für einfühlsame, publikumsgefällige Nachbildung auffiel, konnte er sich als Schriftsteller bleibende Verdienste erwerben und wird mitunter als deutscher Vasari gerühmt.

Joachim von Sandrart starb am 14. Oktober 1688 in Nürnberg.