Adrian Sauer

Adrian Sauer, geboren 1976 in Ost-Berlin als Sohn des Chemikers Joachim Sauer (verheiratet mit der früheren deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel), studierte von 1997 bis 2003 Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, unter anderem in der Klasse des deutschen Fotografen Tim Rautert, bei dem er 2005 auch seinen Abschluss als Meisterschüler machte. Noch während seines Studiums gründete Adrian Sauer 2004 gemeinsam einigen gleichgesinnten Kollegen die Produzentengalerie Amerika in Berlin. Seine Laufbahn als Fotokünstler begann er als dokumentarischer Fotograf, der sich als klassischer Beobachter definierte und einfach im Bild festhielt, was um ihn herum geschah. Dabei entwickelte er bald eine immer größere Sensibilität für die Bedeutung der fotografischen Mittel, die bei seiner Arbeit zum Einsatz kamen und machte die Fotografie selbst zum Mittelpunkt seiner Kunst. Gründliches Forschen und Durchdenken führt bei Adrian Sauer zu einem Bild; es sind fotografierte Gedanken, die der Künstler auf seinen Ausstellungen präsentiert.

Adrian Sauer zeigt mit seinen Bildern nicht nur einen Teil der Welt, sondern immer auch einen Teil der Fotografie selbst. Die Frage nach der Wahrnehmung des Selbst, nach dem Beziehungsgeflecht zwischen Ideologie und Identität ist für den Künstler, der bis zu seinem 14. Lebensjahr das totalitäre DDR-Regime miterlebt hat, ein wichtiges und bestimmendes Element. Seine eigene Identität ist zu einem großen Teil geprägt von der Fotografie, mit der er im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal zu experimentieren begann. Dabei ist es vor allem die zunehmende Digitalisierung, die in den Fokus seiner künstlerischen Arbeit rückt: Für Adrian Sauer wird das vieldiskutierte Verhältnis von Malerei und Fotografie durch die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung um neue Akzente erweitert; er selbst nutzt den Computer, um aus seinen Fotografien digitale Handzeichnungen zu schaffen, wobei der Unterschied zwischen Fotografie und Computergrafik selbst für Experten nur schwer auszumachen ist.

Adrian Sauer beginnt jedes Werk mit einem Blick, der zur Fotografie wird, aus dem der Künstler wiederum ein Bild entwickelt. Die dabei zum Einsatz kommenden digitalen Werkzeuge, mit denen die Werke Adrian Sauers den letzten Schliff und die endgültige Gestalt bekommen, sind ein wichtiges Mittel der Kontrolle, mit dem sich die Eigenschaften eines Bilds präzise bestimmen lassen. Für einige seiner neueren Arbeiten nutzt der Künstler das gesamte Spektrum des digitalen RGB-Farbraums auf einmal, wobei sich dem Betrachter erst bei einer Annäherung erschließt, dass das grau scheinende Bild in Wirklichkeit aus Tausenden kleinen Farbquadraten besteht. Für sein fotografisches Werk erhielt Adrian Sauer Preise und Auszeichnungen, zuletzt im Jahr 2003 den mit 15.000 Euro dotierten internationalen Spectrum-Preis für Fotografie, weil der Künstler die Folgen der Digitalisierung für die Fotografie hinterfrage – und damit zu einem sehr aktuellen Diskurs beiträgt. Seine Kunst hat Eingang gefunden in zahlreiche öffentliche und private Sammlungen.

 

Adrian Sauer lebt und arbeitet in Leipzig.