Friedrich Schroeder-Sonnenstern

Friedrich Schröder Sonnenstern wurde am 11. September 1892 als Emil Friedrich Schröder in Kaukehmen bei Tilsit geboren. Er hatte zwölf Geschwister, von denen allerdings zwei gleich nach ihrer Geburt starben. Kindheit und Jugend waren vom Wechsel zwischen Psychiatrischen Kliniken und Erziehungsanstalten überschattet. In seinem Elternhaus kam Friedrich Schröder Sonnenstern bereits als Zehnjähriger mit Alkohol und häuslicher Gewalt in Berührung. Lehren in einer Gärtnerei und einer Meierei brach der junge Mann vorzeitig ab, eine Zeit lang streunte er obdachlos umher, aus dem Kriegsdienst wurde er 1915 aufgrund einer festgestellten Schizophrenie entlassen, seine Versuche, mit einem eigenen Geschäft Fuß zu fassen, endeten in einer Verhaftung wegen Betrugs und anschließender Entmündigung. 1919 floh Friedrich Schröder Sonnenstern nach Berlin, wo er sich unter falschem Namen intensiv mit Okkultismus und Esoterik beschäftigte. Er gründete eine Sekte und verteilte als Guru mit wallend weißem Haar Brötchen (»Schrippen«) an Kinder, was ihm den Spitznamen »Schrippenfürst von Schöneberg« einbrachte.

Friedrich Schröder Sonnenstern wurde 1933 erneut in eine Psychiatrische Anstalt eingewiesen, wo er den expressionistischen Maler und Grafiker Hans Ralfs (1883–1945) kennenlernte und durch diesen zu ersten Zeichenversuchen angeregt wurde. Nach seiner Entlassung kam er erst ins Gefängnis und schließlich ins Arbeitslager Himmelmoor, aus dem ihm 1942 allerdings die Flucht gelang. In Berlin schlug er sich unter widrigsten Umständen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs durch und begann 1949, sich intensiv als Künstler zu betätigen. Zehn Jahre später nahm Friedrich Schröder Sonnenstern an der von André Breton (1896–1966) und Marcel Duchamp (1887–1968) verantworteten Surrealismus-Ausstellung E.R.O.S. (L'Exposition InteRnatiOnale du Surréalisme) teil und wurde auf dieser als der beeindruckendste Künstler des 20. Jahrhunderts gefeiert. Künstler wie Max Ernst (1891–1976), Henry Miller (1891–1980) und Pablo Picasso (1881–1973) erwarben seine Bilder, auch der spätere Präsident Frankreichs Georges Pompidou (1911–1974) gehörte zu seinen Käufern.

Friedrich Schröder Sonnenstern war Mitglied im Deutschen Künstlerbund und stellte in den 1970er-Jahren international aus, seine häufig postulierte Zugehörigkeit zu den Berliner Malerpoeten ist allerdings umstritten. Er erhielt so viele Aufträge, dass er sie selbst nicht mehr bewältigen konnte und auf die umfangreiche Hilfe von Assistenten zurückgriff, die schließlich so weit reichte, dass der Künstler selbst nur noch Kartons vorsignierte, die dann von seinen Mitarbeitern bemalt wurden. Als dieser Umstand publik wurde, wandte sich der Kunstmarkt von Friedrich Schröder Sonnenstern ab, er verarmte, verfiel erneut dem Alkohol und wurde wieder in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Zeitweise geriet er in Vergessenheit, wurde aber in den letzten Jahren wieder zunehmend neu entdeckt und gewürdigt, nicht zuletzt durch Jean Debuffet (1901–1985), der sich für eine Neubewertung des Künstlers als bedeutenden Vertreter der Outlander Art stark machte.

Friedrich Schröder Sonnenstern starb am 10. Mai 1982 in Berlin.