Glück und Unglück standen zu gleichen Teilen an der Wiege von Carl Schuch, der als einer der wichtigsten österreichischen Vertreter des Realismus mit seiner Kunst zwischen Gustave Courbet und Wilhelm einen ersten Lichtstrahl der Moderne verkörperte, dabei selbst aber zunehmend im Dunkeln versank.
(...) WeiterlesenCarl Schuch - Rastlose Jugendjahre im Schatten von Krankheit und Tod
Carl Schuch wurde am 30. September 1846 in Wien geboren. Seine Herkunft aus einem vermögenden Elternhaus enthob ihn zeitlebens der Verpflichtung, einen Broterwerb auszuüben; allerdings überschatteten frühe Schicksalsschläge seine Kindheit und Jugend: Die Eltern starben früh, ihnen folgte bald die einzige Schwester; Carl Schuch selbst hatte mit schwerer Krankheit zu kämpfen. Diese leidvollen Erfahrungen trieben den Künstler um und ließen ihn seine finanzielle Unabhängigkeit dazu verwenden, rastlos umherzuziehen. Die sichere Rekonstruktion seiner Biografie fällt darum schwer, doch studierte er wohl kurzzeitig an der Wiener Kunstakademie, bevor er sich als Privatschüler dem gefeierten Landschaftsmaler Ludwig Halauska anvertraute. In Venedig lernte Carl Schuch den Architekturstudenten Albert Lang kennen, mit dem er ein Jahr lang durch Italien reiste. In München wurde der deutsche Maler Wilhelm Trübner Dritter im Bunde, gemeinsam ließ man sich in Bernried nieder und eröffnete ein Atelier. Eine entscheidende Zäsur für Schuchs Werdegang bedeutete die Begegnung mit Wilhelm Leibl, den er während eines Aufenthalts am Ammersee traf.
Auf der fortwährenden Suche nach der reinen, wahren Malerei
Carl Schuch fand im sogenannten Leibl-Kreis endlich das passende Umfeld, um seine künstlerische Begabung zu entfalten. Der lockere Zusammenschluss junger Künstler äußerte sich im Malerischen Realismus, bei dem Wahrhaftigkeit und Empfindsamkeit das tragende Fundament bildeten. Dabei orientierte man sich zuvorderst an der französischen Kunst, an wegweisenden Malern wie Gustave Courbet und Édouard Manet. Porträts, Landschaften und Stillleben gehörten zu den bevorzugten Genres des Leibl-Kreises, der sein selbst gesetztes Ziel der reinen und ehrlichen Malerei dadurch zu erreichen suchte, dass alle Schichten nass in nass aufgetragen wurden, um eine spätere Korrektur unmöglich zu machen. Mit dieser der Alla-prima-Malerei verwandten Technik kam Carl Schuch dem Vorbild von Paul Cézanne nahe, mit dessen Werk sein Schaffen häufig verglichen wird. Mit der Zeit entwickelten die einzelnen Mitglieder des Leibl-Kreises zunehmend ihren eigenen Stil, während sich Trübner der Historienmalerei zuwandte und Leibl selbst dem Impressionismus zuneigte, zeichneten sich die Bilder Carl Schuchs durch einen auffallend pastosen Farbauftrag aus.
Ausgedehnte Reisen durch Europa, letzte Jahre in Umnachtung
Als Carl Schuch von seinem Malerkollegen Edmund Kanoldt die ihn beunruhigende Nachricht erhielt, dass die Serpentara, der Schlangenhain, ein den Romantikern wichtiges Waldmodell in Italien, von der Abholzung bedroht war, reiste er kurzerhand nach Italien und leistete einen erheblichen Beitrag zum Ankauf des Landstücks für das deutsche Kaiserreich. Während eines Urlaubs am Hintersee lernte Carl Schuch seinen späteren Biografen Karl Hagemeister kennen, mit dem er die Weltausstellung in Wien besuchte. Als sein schlechter werdender Gesundheitszustand weitere Reisen erschwerte, ließ sich Schuch in Wien nieder, heiratete dort im Herbst des Jahres 1893 seine langjährige Geliebte Louise Lami und ordnete seinen Nachlass. Die letzten Jahre seines Lebens musste der große Maler in der privaten Heilanstalt des österreichischen Psychiaters Dr. Wilhelm Svetlin verbringen.
Carl Schuch starb am 13. September 1903 in seiner Geburts- und Heimatstadt Wien.
Carl Schuch - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: